November 2024 – Thüringer Handwerk -- archive.php --

Investitionsstau im Baugewerbe: Thüringer Handwerk warnt vor Folgen der Haushaltssperre

Die Unsicherheiten in der Bundespolitik gefährden dringend notwendige Investitionsvorhaben, insbesondere im Baugewerbe. Das Thüringer Handwerk schlägt Alarm: Ohne klare Zusagen und verlässliche Rahmenbedingungen drohen massive wirtschaftliche Folgen für die Branche und darüber hinaus.

„Der Investitionsstau im Bauwesen wirkt wie ein Bremsklotz für die gesamte Wirtschaft. Aufgeschobene oder gestoppte Bauprojekte betreffen nicht nur das Handwerk, sondern auch die Entwicklung der Infrastruktur und des Wohnungsmarktes in Thüringen“, warnt Thomas Malcherek, Geschäftsführer des Thüringer Handwerkstag e.V. Aktuell führt die politische Unsicherheit dazu, dass Bauprojekte gestoppt oder verschoben werden. Besonders kleinere Betriebe sind auf eine kontinuierliche Auslastung angewiesen, um wirtschaftlich überleben zu können. Eine drohende Haushaltssperre auf Bundesebene verstärkt diese Probleme zusätzlich, da öffentliche Ausschreibungen stocken und dringend benötigte Projekte in den Bereichen Wohnungsbau und Klimaschutz nicht umgesetzt werden.

„Wenn Bauvorhaben ausbleiben, verliert nicht nur das Baugewerbe. Die gesamte Wertschöpfungskette des Handwerks gerät ins Wanken, so auch das nachgelagerte Ausbaugewerbe. Gleichzeitig wird der ohnehin angespannte Wohnungsmarkt weiter verschärft“, so Malcherek. Das Thüringer Handwerk fordert daher ein klares Bekenntnis der Politik zu Investitionen, um langfristige Planbarkeit zu gewährleisten. „Unsere Betriebe brauchen Planungssicherheit – und zwar jetzt. Jede weitere Verzögerung kostet Zeit, Geld und Vertrauen. Die Verantwortung liegt bei der Politik, Investitionen als Schlüssel für wirtschaftliche Stabilität zu betrachten und die drohende Haushaltssperre schnellstmöglich zu lösen“, betont Thomas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt.

Thüringer Handwerk fordert stabile Rahmenbedingungen – Wirtschaftspolitik muss Chefsache werden

Angesichts der unsicheren politischen Lage auf Bundesebene und den damit einhergehenden wirtschaftlichen Herausforderungen appelliert das Thüringer Handwerk an die Landespolitik, Wirtschaftspolitik zur Chefsache zu machen. Stabilität, Verlässlichkeit und klare Prioritäten sind dringend nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Handwerksbetriebe zu sichern und Thüringen als Wirtschaftsstandort wieder zukunftssicher aufzustellen.

„Unsere Betriebe sind auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen, um planen und investieren zu können. Das Thüringer Handwerk bildet das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. Die Politik muss den Mut aufbringen, wirtschaftliche Themen in den Fokus zu rücken und endlich wieder für Stabilität zu sorgen“, betont Stefan Lobenstein, Präsident des Thüringer Handwerkstag e. V. .

Bürokratieabbau und Fachkräftesicherung als Schlüsselfaktoren

Das Thüringer Handwerk sieht den dringend notwendigen Abbau von Bürokratie als einen zentralen Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere kleiner und mittelständischer Betriebe zu stärken. Ebenso bleibt die Sicherung von Fachkräften eine der größten Herausforderungen. Die Einführung praxisnaher Maßnahmen, wie die Fortführung der Praktikumsprämie und die Verbesserung der Migrationsprozesse, sind dafür unabdingbar.

„Wirtschaftspolitik muss – auf Bundes- sowie auf Landesebene – absolute Priorität haben. Nur mit klaren politischen Weichenstellungen können wir die Herausforderungen von heute und morgen meistern. Das Thüringer Handwerk wünscht sich, dass die Politik Verantwortung übernimmt; und dass sie Rahmenbedingungen schafft, die Investitionen und Innovation fördern“, so Lobenstein weiter.

Thüringer Handwerk begeistert junge Talente

Von Kfz-Mechatroniker bis Friseur: Die Praktikumsprämie ist ein voller Erfolg für die Nachwuchsförderung im Handwerk.

Das Handwerk in Thüringen kann auf einen erfolgreichen Projektzeitraum der Praktikumsprämie zurückblicken. Seit ihrer Einführung in den Sommerferien 2024 hat diese Initiative jungen Menschen aus allen Schulformen die Möglichkeit geboten, handwerkliche Berufe hautnah zu erleben. Besonders erfreulich: Die Prämie hat es geschafft, nicht nur Schüler anzusprechen, die einen mittleren Schulabschluss anstreben, sondern auch verstärkt Jugendliche von Gymnasien zu begeistern. Der Erfolg dieser Maßnahme zeigt sich nicht nur in den hohen Anmeldezahlen, sondern auch in der breiten Akzeptanz und Nachfrage in allen Regionen.

Thüringer Handwerk überzeugt immer mehr Gymnasiasten

Insgesamt haben 480 Schülerinnen und Schüler an den Praktikumsprogrammen der drei Thüringer Handwerkskammern teilgenommen. Ein Praktikum dauerte im Schnitt 1,56 Wochen. Besonders beliebt waren Berufe wie Kfz-Mechatroniker, Tischler und Anlagenmechaniker in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Eine geringe Nachfrage hingegen verzeichneten Tätigkeiten in den Bereichen Bekleidung und Lebensmittel. 46 der insgesamt 480 Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, um in den Sommerferien und Herbstferien gleich mehrere Praktika zu absolvieren.

Ein weiterer positiver Aspekt: 37 Prozent der Prämien wurden von Schülerinnen und Schülern aus Gymnasien und beruflichen Gymnasien beantragt. Diese Entwicklung zeigt, dass das Handwerk nicht mehr nur als Option für Schüler der Regelschulen und beruflichen Schulen wahrgenommen wird, sondern zunehmend auch Schüler aus höheren Schulformen überzeugt. Bemerkenswert ist auch der Anteil der weiblichen Personen: Mit 26 Prozent sind junge Frauen bei der Praktikumsprämie deutlich stärker vertreten als in den aktuellen Auszubildendenzahlen, bei denen der Anteil der Frauen im Handwerk traditionell bei nur 15 bis 18 Prozent liegt.

Forderung nach einer Verstetigung im Landeshaushalt

Seit Beginn der Initiative wurden thüringenweit 105.000 Euro an Fördergeldern durch das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft zur Verfügung gestellt. Angesichts des großen Erfolges setzt sich das Thüringer Handwerk für die Fortführung der Praktikumsprämie im Landeshaushalt 2025 ein. „Wir sehen das enorme Potenzial dieser Prämie für die berufliche Orientierung und die Nachwuchsförderung im Handwerk. Eine dauerhafte Finanzierung ist entscheidend, um auch in Zukunft junge Menschen für handwerkliche Berufe zu gewinnen und somit die Fachkräfte von morgen nachhaltig für die Region zu sichern“, erklärt Stefan Lobenstein, Präsident des Thüringer Handwerkstag e.V.

Die Praktikumsprämie hat sich als wertvolles Instrument zur Berufsorientierung erwiesen und zeigt, wie das Handwerk erfolgreich junge Talente ansprechen kann. Durch die Verstetigung der Förderung könnte das Handwerk in Thüringen weiterhin von einem gut ausgebildeten, motivierten Nachwuchs profitieren.