Dezember 2024 – Thüringer Handwerk -- archive.php --

Thüringer Handwerkstag e.V. fordert schnelle Umsetzung des novellierten Aufstiegs-BAföG: Fachkräfte nicht ausbremsen!

Der Handwerkberuf des Schilder und Lichtreklameherstellers. Aufnahmen bei der Firma Rebel.

Der Thüringer Handwerkstag e.V. zeigt sich besorgt über die Verzögerungen rund um das Inkrafttreten der 2024 beschlossenen Neuerungen des Aufstiegs-Bafög. Was als Signal für mehr Chancengleichheit und berufliche Perspektiven gedacht war, droht nun aufgrund des politischen Stillstands durch das vorzeitige Ende der Ampel-Koalition ins Leere zu laufen. Ursprünglich sollten die Verbesserungen ab 1. Januar 2025 greifen.

„Diese Verzögerung ist ein fatales Signal für alle, die bereit sind, in ihre berufliche Zukunft zu investieren“, betont Stefan Lobenstein, Präsident des Thüringer Handwerkstag e.V. „Gerade im Handwerk, das unter dem massiven Fachkräftemangel leidet, ist die Weiterqualifikation von Fach- und Führungskräften unerlässlich. Stattdessen werden motivierte Menschen ausgebremst und wichtige Impulse für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Region blockiert.“

Geplante Neuerungen des Aufstiegs-BAföG

Die angestrebten Verbesserungen sollen Berufstätige stärker unterstützen und die berufliche Weiterbildung attraktiver machen.

  • Erhöhung der Zuschüsse: Der maximale Gesamtbetrag der geförderten Lebens- und
    Prüfungsgebühren soll von 15.000 auf 18.000 Euro steigen.
  • Wer eine Fortbildungsprüfung erfolgreich abschließt, muss weniger Geld zurückzahlen: Zukünftig
    sollen 60 Prozent des zu diesem Zeitpunkt offenen Darlehens für Lehrgangs- und
    Prüfungsgebühren erlassen werden.
  • Der Kinderbetreuungszuschlag für Alleinerziehende in Voll- oder Teilzeitmaßnahmen soll pro
    Monat, je Kind von 150 auf 160 Euro steigen.
  • Die Förderung für die Erstellung des handwerklichen Meisterstücks soll von 2.000 Euro auf 4.000
    Euro angehoben werden.
  • Arbeitgeberzuschüsse sollen nicht mehr auf die AFBG-Förderung angerechnet, sondern
    vollständig den Teilnehmenden zugutekommen.

Die geplanten Verbesserungen hätten gerade in wirtschaftlich schwächeren Regionen wie Thüringen eine positive Signalwirkung entfalten können. Doch der politische Stillstand droht, diese Chance zu verspielen. Die nötigen Verordnungen sind nach der Auflösung der Ampel-Koalition nicht mehr verabschiedet worden. Das Inkrafttreten der neuen Regelungen wird sich voraussichtlich bis Mitte 2025 verzögern. Für viele potenzielle Weiterbildungswillige bedeutet dies nicht nur eine ungewisse Wartezeit, sondern auch einen Vertrauensverlust in die politische Handlungsfähigkeit.

„Wir setzen uns für die Beschleunigung der Gesetzesumsetzung ein, die ausstehenden Verordnungen müssen zügig abgeschlossen werden. Die Bundesregierung muss klare Zeitpläne liefern, damit Betriebe und Fachkräfte sicher für das neue Jahr planen können“, sagt Lobenstein.

Statement von Thomas Malcherek, Geschäftsführer des Thüringer Handwerkstag e.V., zur Wahl von Prof. Dr. Mario Voigt zum Thüringer Ministerpräsidenten

Thomas Malcherek, Geschäftsführer Thüringer Handwerkstag e.V.

„Das Thüringer Handwerk gratuliert Prof. Dr. Mario Voigt herzlich zu seiner Wahl zum Ministerpräsidenten und wünscht ihm viel Erfolg bei den bevorstehenden Aufgaben. Unsere knapp 30.000 Handwerksbetriebe im Freistaat sind auf stabile und verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen, um planen, investieren und erfolgreich wirtschaften zu können. Das Handwerk bildet das Rückgrat der regionalen Wirtschaft und erwartet, dass wirtschaftspolitische Themen nun zur Chefsache werden.

Die neue Landesregierung steht vor der Herausforderung, Thüringen als Wirtschaftsstandort zukunftssicher aufzustellen. Dazu braucht es dringend Stabilität, Verlässlichkeit und klare Prioritäten. Der Abbau von Bürokratie, die Stärkung der beruflichen Bildung und die Modernisierung der Verwaltungsstrukturen müssen zügig angegangen werden. Ebenso ist die Sicherung von Fachkräften durch praxisnahe Maßnahmen existenziell.

Wir erwarten, dass der Koalitionsvertrag mit einem arbeitsfähigen Kabinett konsequent umgesetzt wird. Eine stabile Wirtschaftspolitik muss oberste Priorität haben. Das Thüringer Handwerk versteht die Wahl als Startschuss für eine neue Phase politischer Sacharbeit und steht der Landespolitik weiterhin als verlässlicher Partner zur Seite. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass Thüringen ein starker Wirtschaftsstandort bleibt und die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich meistert.“

Deutsche Meisterschaft im Handwerk: Thüringer Sieger und Platzierte wurden ausgezeichnet

Die 65 besten jungen Handwerkerinnen und Handwerker Thüringens sind im Radisson Blu Hotel in Erfurt ausgezeichnet worden. Als Kammer- und Landessieger hatten sie sich für die Deutsche Meisterschaft im Handwerk qualifiziert.

Am Freitag (29. November 2024) sind die besten jungen Handwerkerinnen und Handwerker aus dem Freistaat Thüringen geehrt worden. Sie hatten sich in ihren Gewerken auf Kammerbezirks- und Landesebene durchgesetzt und damit für die Deutsche Meisterschaft im Handwerk qualifiziert. Für ihre hervorragenden Leistungen wurden sie im Radisson Blu Hotel gebührend und im Beisein von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ausgezeichnet. 18 Landessieger kommen aus dem Bezirk der Handwerksammer Erfurt, 17 aus dem Kammerbezirk Südthüringen und 12 aus dem Kammerbbezirk für Ostthüringen.

„Ihre Erfolge sind nicht nur persönlicher Triumph, sondern auch ein Zeichen für die Exzellenz, die unser Handwerk verkörpert. Sie haben nicht nur Ihr Können bewiesen, sondern auch gezeigt, dass Sie die Fachexperten für die Zukunftsaufgaben sind, die vor uns liegen. Ihre Leistungen und Erfolge stehen heute im Mittelpunkt. Was Sie mit Ihren Händen, mit Ihrer Kreativität geschaffen haben, das ist außergewöhnlich, das ist herausragend, das ist spitze!“, sagte der Präsident des Thüringer Handwerkstag e. V., Stefan Lobenstein, zu Beginn der Auszeichnungsveranstaltung im Radisson Hotel Erfurt. Die Festansprache hielt Wolfgang Tiefensee, geschäftsführender Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft.

Fünf Bundessieger

Fünf junge Handwerkerinnen und Handwerker aus Thüringen haben sogar den Bundessieg geholt: Janina Estelle Gottstein, Sattlerin in der Fachrichtung Fahrzeugsattlerei (Betrieb: Dietmar Focke), Anna-Bettina Greiner-Fuchs, Fahrzeuglackiererin (Betrieb: Enrico Gottlebe), Svenja Henkel, Kauffrau für Büromanagement (Betrieb: Rahmer & Hoidis Gebäudereinigung GmbH), Louis Stöbe, Glaser in der Fachrichtung Fenster- und Glasfassadenbau (Betrieb: Mark Stöbe), und Victoria Winkler, Holzbildhauerin (Betrieb: Staatliches Berufsbildungszentrum und Medizinische Fachschule).

Größter Berufswettbewerb Deutschlands

Die Deutsche Meisterschaft im Handwerk (DMH) ist der größte Berufswettbewerb Deutschlands und alljährlich Gradmesser für die Leistungen in der handwerklichen Ausbildung. Von insgesamt 127 qualifizierten, jungen Absolventinnen und Absolventen der Gesellen- und Abschlussprüfungen im Freistaat Thüringen hatten sich 65 Nachwuchskräfte für die Bundeswettbewerbe qualifiziert, bei denen sie ihre Fähigkeiten und ihr Wissen unter Beweis stellen mussten. Bereits bei der Wettbewerbsvorbereitung erhalten die jungen Handwerkerinnen und Handwerker tiefere Einblicke in ihre Berufe, als es Ausbildung und Arbeitsalltag zulassen. In einigen Handwerken werden sogar spezielle Workshops organisiert, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ihren Start vorzubereiten.

Der Wettbewerb ist nicht nur eine Möglichkeit zur Förderung begabter Lehrlinge und Gesellen, sondern Werbung für die Qualität handwerklicher Ausbildung. Der Thüringer Handwerkstag e. V. betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Ausbildungsbetriebe und der Ausbilder sowie der Bildungseinrichtungen im Handwerk und der Berufsschulen, die den Grundstein für eine Karriere im Handwerk legen. Nicht wenige Sieger werden in den elterlichen Handwerksunternehmen ausgebildet und sichern so erfolgreich die Familientradition im Handwerk.

Sieger und Platzierte

VornameNachnameBerufBetriebKammerbezirk
Anna-BettinaGreiner-FuchsFahrzeuglackiererLandessiegerin des Freistaates Thüringen1. BundessiegerinUnternehmen Enrico GottlebeErfurt
Janina EstelleGottsteinSattlerFachrichtung: FahrzeugsattlereiLandessiegerin des Freistaates Thüringen1. BundessiegerinUnternehmen Dietmar FockeErfurt
LouisStöbeGlaserFachrichtung: Fenster- und GlasfassadenbauLandessieger des Freistaates Thüringen1. BundessiegerUnternehmen Mark StöbeOstthüringen
SvenjaHenkelKauffrau für BüromanagementLandessiegerin des Freistaates Thüringen1. BundessiegerinRahmer & Hoidis Gebäudereinigung GmbHOstthüringen
VictoriaWinklerHolzbildhauerLandessiegerin des Freistaates Thüringen1. BundessiegerStaatliches Berufsbildungszentrum und Medizinische Fachschule Südthüringen
JannikLeydolphOfen- und LuftheizungsbauerLandessieger des Freistaates Thüringen2. BundessiegerUnternehmen Stefan HinkelErfurt
JakobHülfenhausElektroniker für GebäudesystemintegrationLandessieger des Freistaates Thüringen2. Bundessiegersst-kullmann GmbH & Co.KGErfurt
MauriceWießnerElektronikerFachrichtung: Informations- und TelekommunikationstechnikLandessieger des Freistaates Thüringen2. BundessiegerASI Anlagen, Service, Instandhaltung GmbHOstthüringen
JanBillerbeckMechaniker für Reifen- und VulkanisationstechnikLandessieger des Freistaates Thüringen2. BundessiegerUnternehmen Raik BillerbeckSüdthüringen
Dominik KaiEberhardtGebäudereinigerLandessieger des Freistaates Thüringen3. BundessiegerTIP-TOP Dienstleistungen GmbHErfurt
KatjaRehlingerGoldschmiedLandessiegerin des Freistaates Thüringen3. BundessiegerinJuwelier Jasper Erfurt GmbH & Co. KGErfurt
FranzHerrmannBodenlegerLandessieger des Freistaates Thüringen3. BundessiegerUnternehmen Tino PeterSüdthüringen