Eckpunktepapier verabschiedet
Spitzen des Thüringer Handwerks kamen zur Mitgliederversammlung zusammen
Von links: Manfred Scharfenberger, Klaus Nützel, Jürgen Scharff, Stefan Lobenstein, Patrick Taubald, Konrad Zitzmann, Thomas Malcherek
Fotoquelle: Ellen Mangold/ HWK Südthüringen
Die Spitzen des Thüringer Handwerks kamen am 17. September zur Mitgliederversammlung in Rohr-Kloster zusammen. Die Corona-Krise und die daraus resultierenden neuen Herausforderungen des Handwerks im Blick, formulierte der Thüringer Handwerkstag e. V. (THT) Wünsche und Kernforderungen an die Landespolitik des Freistaats. Die Mitglieder verabschiedeten das Eckpunktepapier des Thüringer Handwerks 2020, das Betriebe stärken, Nachfrage initiieren und bestehende Belastungen der Unternehmen senken soll.
Nach dem wirtschaftlichen Einschnitt durch die Corona-Pandemie und der stufenweisen Rückkehr aus dem Lockdown will das Handwerk des Freistaats zu alter Stärke zurückfinden. „Ein nachhaltiger Antrieb unserer Wirtschaft muss mit einer dauerhaften Stärkung mittelständischer Strukturen verbunden sein“, sagte der Präsident des Thüringer Handwerkstags, Stefan Lobenstein. Dazu sei es unter anderem unabdingbar, eine Investitions- und Vergabeoffensive zu starten, die Thüringer Verwaltungen zu modernisieren und ein attraktives Steuerumfeld zu schaffen.
Schwerpunkt auf Ausbildung
Ein wesentlicher Schwerpunkt der Gespräche war zudem die Berufsorientierung und Ausbildung in Corona-Zeiten. Während es für Handwerksorganisationen und Betriebe schon vor der Pandemie schwer war, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, wurde die Situation durch die Corona-Pandemie noch einmal verschärft. „Jetzt im Herbst spüren wir die Einschränkungen in der Berufsorientierung und der Ausbildungsplatzsuche an den gesunkenen neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen“, machte Lobenstein aufmerksam.
Rund 2.000 junge Menschen starteten in diesem Sommer ihre Ausbildung im Thüringer Handwerk. „Es war ein holpriger Start in ein ganz besonderes Ausbildungsjahr. Die Corona-Krise hat bei Azubis und Betrieben für Unsicherheiten gesorgt“, sagte er. Um die Herausforderung meistern zu können, brauche es, neben den eigenen Anstrengungen des Handwerks, einen Schulterschluss mit der Landespolitik. Der THT fordert die Landesregierung dementsprechend auf, die berufliche Bildung in Thüringen zukunftsfähig zu erhalten. Ganz konkret werden die Stärkung der Berufsbildungszentren, der Ausbau und die finanzielle Förderung der Vermittlung digitaler Inhalte und die Erweiterung der Berufsorientierung durch verpflichtende Unternehmenspraktika angeregt.
Hier konnte der THT bereits wichtige Erfolge erzielen. Auf Drängen des Handwerks enthält das Thüringer Schulgesetz ab August 2021 einen neuen Paragrafen zur Berufsorientierung. Demnach wird die berufliche und arbeitsweltliche Orientierung an allen allgemeinbildenden Schulen verpflichtender Bestandteil der Lehrpläne. Die Schulen sind fortan dazu verpflichtet, die Entwicklung der Berufswahlkompetenz zu fördern und dazu Partner, wie etwa die Handwerkskammern, einzubeziehen.
Die THT-Mitglieder waren sich einig: Trotz oder gerade wegen der Corona-Krise muss die Ausbildung im Handwerk aktuell oberste Priorität haben. „Durch sie gewinnen die Betriebe die Fach- und Führungskräfte von morgen, sichern damit ihre eigene Zukunft ab und leisten darüber hinaus einen wertvollen Beitrag für den Fortbestand des Handwerks in Thüringen“, betonte der Präsident.