Weggebrochene Aufträge, gestiegene Einkaufspreise und fehlende Nachwuchskräfte: Aktuell befindet sich das Thüringer Handwerk in einer schwierigen Phase. „Umso wichtiger ist es, dass die Politik die Betriebe und die angeschlagene Wirtschaft unterstützt. Es braucht keine neuen Einschränkungen und Verbote, sondern Anreize und Offenheit gegenüber innovativen Technologien und kreativen Ideen. Wenn beispielsweise die Energiewende gelingen soll, dann müssen sinnvolle Förderprogramme, wie Solar Invest, wiederbelebt und mit umfangsreichen Fördermitteltöpfen ausgestattet werden“, betonte der Präsident des Thüringer Handwerkstag e.V. (THT), Stefan Lobenstein, beim Parlamentarischen Abend des Thüringer Handwerks.
Unter dem Motto „Von Grund auf nachhaltig – das Thüringer Handwerk“ fand die Veranstaltung am gestrigen Mittwoch (05. Juli 2023) im Thüringer Landtag statt, um den Austausch zwischen dem Handwerk und der Politik zu fördern. „Die Politik muss wieder ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Unternehmer haben und damit aufhören, realitätsferne Entscheidungen aus dem Elfenbeinturm heraus zu treffen, die niemand aus der Praxis nachvollziehen kann. Ohne eine starke Wirtschaft kann der Wohlstand unseres Landes nicht dauerhaft aufrechterhalten werden“, alarmierte Stefan Lobenstein.
Beim Parlamentarischen Abend tauschen sich die Vertreter des Handwerks, darunter Handwerksmeister, Innungen und Kreishandwerkerschaften, und der Politik traditionell über die aktuellen Entwicklungen und ihre Standpunkte aus und diskutieren über die Herausforderungen, die die Unternehmen bewegen. Der Thüringer Handwerkstag e.V. hat die Landesregierung und die Fraktionen dabei abermals zu einem konsequenten wirtschaftsförderlichen Handeln aufgefordert. So sei es unter anderem wichtig, die Entlastung von bürokratischen Hürden und staatlichen Auflagen einzuleiten. „Die Entwicklung guter Ideen braucht Freiräume“, so der THT-Präsident. Daneben machte er sich für einen verbindlichen „Tag der Praxis“ auch in den Gymnasien des Freistaats, eine erleichterte Zuwanderung und Integration von Fachkräften aus dem Ausland sowie attraktive Maßnahmen für Betriebsübernahmen stark.
Politiker im Gespräch
Der Chefredakteur der Deutschen Handwerks Zeitung, Steffen Range, führte durch das Gespräch mit den Thüringer Politikern. Vertreten waren Steffen Dittes (Fraktionsvorsitzender DIE LINKE), Matthias Hey (Fraktionsvorsitzender SPD), Olaf Müller (stellvertretender Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Mario Voigt (Fraktionsvorsitzender CDU), Björn Höcke (Fraktionsvorsitzender AfD) und Thomas Kemmerich (Gruppensprecher FDP).
Der Parlamentarische Abend des Thüringer Handwerks fand in diesem Jahr zum bereits 29. Mal statt. Er signalisiert die hohe Bedeutung des Thüringer Handwerks für die Wirtschaft und Gesellschaft. Mit annähernd 30.000 Handwerksunternehmen, 150.000 Beschäftigten und über 7.000 Auszubildenden prägt das Handwerk alle Regionen des Freistaats, vom Wartburgkreis bis ins Altenburger Land, vom Eichsfeld bis nach Sonneberg.