Allgemein – Seite 18 – Thüringer Handwerk -- archive.php --

Thüringer Handwerk mit Konjunkturprognose

Thüringer Handwerk mit Konjunkturprognose

Mehr Wachstum

Der Mehrwertsteuererhöhnung zum Trotz: Das Handwerk wird 2007 an Umsatz zulegen. Der Präsident des Thüringer Handwerkstages e. V. (THT), Rolf Ostermann, erklärte kürzlich gegenüber der Presse, dass ein Umsatzwachstum von bis zu drei Prozent erreicht werden kann. Bedingung dafür sei jedoch eine weiterhin gute Konjunkturentwicklung der Gesamtwirtschaft.

Während das Thüringer Handwerk eine steigende gewerbliche Nachfrage für 2007 erwartet, ist man für den privaten Sektor zurückhaltender. Denn Mehrwertsteuererhöhung, steigende Beiträge in der Krankenversicherung, die Reduzierung von Steuervergünstigungen, beispielsweise bei der Kilometerpauschale, und weiterhin hohe Energiepreise wirken sich negativ auf die Konsumlaune aus. Außerdem sind im letzten Jahr von den Privatkunden viele Investitionen vorgezogen worden.

Für einen Anstieg der Beschäftigung im Gesamthandwerk Thüringens wird das Wachstum voraussichtlich noch nicht reichen. Wie Ostermann ausführte, würden Auftragsspitzen mit dem eigenen Personal abgedeckt. Im Handwerk kommen zunehmend auch Zeitarbeitsfirmen zum Einsatz. Die Betriebe seien weiterhin zurückhaltend bei Neueinstellungen. Hier müsse das Vertrauen in einen nachhaltigen Aufschwung erst wachsen.

Mit Chancen auf ein leichtes Wachstum sieht er die Entwicklung auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Ostermann geht davon aus, dass es auch in diesem Jahr einen Ausbildungspakt geben. Da in den kommenden Jahren die Bewerberzahlen deutlich sinken werden, wird sich die Lage deutlich entspannen. Auf der anderen Seite fehlen heute schon in einigen Branchen geeignete Bewerber. Dies wird sich künftig weiter zuspitzen. Ostermann empfiehlt daher allen Betrieben, jetzt schon geeignete Bewerber auszuwählen.

Thüringer Innovationstag

Thüringer Innovationstag im Rahmen der Mitteldeutschen Handwerksmesse vom 17.02. bis 25.02.2007 in Leipzig

Im Verlauf der Mitteldeutschen Handwerksmesse findet an Montag den 19. Februar 2007 von 10:00 bis 16:00 Uhr der Thüringer Innovationstag statt. Im Kongresszentrum der Messe, Mehrzweckfläche 1/2 der Ausstellungsebene 0, informieren Experten in einem kostenfreien Seminar über den Stand moderner und traditioneller Entwicklungen im Handwerk.

Weitere Informationen erhalten Sie hier – Umweltzentrum des Handwerks Thüringen.

Praktischer Leistungswettbewerb der Handwerksjugend: Gute Ausbildung mit Siegen belohnt

Erfurt, den 9. Dezember 2006

Praktischer Leistungswettbewerb der Handwerksjugend: Gute Ausbildung mit Siegen belohnt

Mit insgesamt 12 Platzierungen bei den Bundesleistungswettbewerben der Handwerksjugend zeigte sich der Thüringer Handwerksnachwuchs in hervorragender Form.
Mit vier 1. Plätzen, sechs 2. Plätzen und zwei 3. Plätzen bei den Bundeswettkämpfen unterstreichen die jungen Gesellinnen und Gesellen das hohe Niveau der handwerklichen Ausbildung im Freistaat.

In 25 Berufen ist die Thüringer Handwerksjugend beim Praktischen Leistungswettbewerb auf Landesebene angetreten. 39 mal konnten Kammer- und Landessiege vergeben werden. Zu den Wettbewerbs-Berufen gehörten unter anderem Augenoptiker, Bodenleger, Büchsenmacher, Dachdecker, Fleischer, Bürokauffrau, Straßenbauer, Tischler, Friseur, Keramiker, Parkettleger und Kfz-Mechaniker. Erste Bundessiege wurden im Büchsenmacherhandwerk, Dachdeckerhandwerk und Keramikerhandwerk gefeiert. Katharina Lenz holte sich gleich zwei Titel, einmal den Bundessieg bei den Keramikern und dazu auch den ersten Platz beim Wettbewerb „Die gute Form“.

Sieger sollen Leistungsträger werden
„Pakt für Bildung“ gefordert
„Auf diese Menschen können Sie bauen“. In Anlehnung an einen bekannten Werbeslogan unterstrich der Präsident des Thüringer Handwerkstages, Rolf Ostermann, die hervorragenden Leistungen der Sieger. Sie hätten bewiesen, dass sie über Talent, Einsatzbereitschaft, Willen und Ausdauer verfügen. Diese Tugenden sollten sie auch künftig nutzen, um im Handwerk zu Leistungsträgern zu werden, forderte er die jungen Gesellen auf.

Die hervorragenden Leistungen der Thüringer zeigten, dass eine gute Ausbildung nicht in erster Linie eine Frage der Masse sondern der individuellen Klasse sei. Hierin schloss Ostermann sowohl die individuellen Leistungen der Jugendlichen ebenso ein wie die Leistungen und das Engagement der Ausbildungsbetriebe.

Trotz der sehr guten Ergebnisse auf Bundesebene ist der Thüringer Handwerkstag mit dem diesjährigen Leistungswettbewerbs nicht voll zufrieden. Die geringe Anzahl an Berufen und die sinkende Teilnehmerzahl machen dem Handwerk Sorgen. Ursachen seien zum einen die sinkenden Ausbildungszahlen im Handwerk, die mit der konjunkturell schwierigen Situation des Handwerks in den letzten Jahren zusammenhänge, erklärte Ostermann.

Als weiteren Grund sieht der THT-Präsident jedoch die sinkenden Leistungen und geringe Motivation vieler Schulabgänger. Er forderte erneut einen „Pakt für Bildung“ in Thüringen. Schule und Wirtschaft gemeinsam sollten gemeinsam Schritte überlegen, um die Schüler besser auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten. Gute Projekte sollten langfristig fortgeführt werden.

Ziel des Handwerks muss laut Ostermann dreierlei bleiben: die Zahl der Ausbildungsbetriebe steigern, die Qualität der Ausbildung auf hohem Niveau erhalten und die Attraktivität handwerklicher Berufe stärker in das Bewusstsein der Jugend rücken.

PLW – Deutschlands größter Berufswettbewerb
Heute wurden alle Sieger der Wettbewerbe auf Kammer-, Landes- und Bundesebene sowie die Ausbildungsbetriebe vom Thüringer Handwerkstag und dem Thüringer Kultusministerium ausgezeichnet. Ehrengast und Festredner war Thüringens Kultusminister Prof. Dr. Jens Goebel.

Der Praktische Leistungswettbewerb der Handwerksjugend (PLW) ist der größte Berufswettbewerb Deutschlands und alljährlich Gradmesser für die Leistungen in der handwerklichen Ausbildung. Und die kann sich nicht nur im Thüringenvergleich, sondern auch darüber hinaus sehen lassen. Bundesssieger und erfolgreiche Teilnehmer an Weltmeisterschaften kommen seit Jahren regelmäßig aus dem Freistaat.

Mit dem Wettbewerb wird aber nicht allein Werbung für handwerkliche Ausbildung betrieben. Der Praktische Leistungswettbewerb ist zudem eine Möglichkeit der Förderung begabter Lehrlinge und Gesellen. Bereits im Rahmen der Wettbewerbsvorbereitung erhalten die jungen Leute tiefere Einblicke in ihre Berufe als es Ausbildung und Arbeitsalltag zulassen. In einigen Handwerken werden sogar spezielle Workshops organisiert, um die Wettbewerbsteilnehmer auf ihren Start vorzubereiten.

Die Kammer- und Landessieger können außerdem in die Begabtenförderung des Bundes aufgenommen werden. Mit dieser Förderung werden berufliche und persönliche Fortbildungen unterstützt. Viele nutzen diese Möglichkeiten, um sich beispielsweise auf die Meisterprüfung vorzubereiten oder Auslandspraktika zu finanzieren.

Teilnahmeberechtigt am Praktischen Leistungswettbewerb sind Junghandwerker aus allen handwerklichen Berufsgruppen, die zum Zeitpunkt der Gesellen- oder Abschlussprüfung das 23. Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Ihre Prüfung muss mindestens mit der Note „gut“ bewertet worden sein.

Die Wettbewerbe auf Kammer- und Landesebene werden vom Land Thüringen gefördert.

Die Thüringer Sieger auf Bundesebene

1. Bundessieger:

Büchsenmacher: Michael Roick aus Vachdorf
(Ausbildungsbetrieb: Berufsfachschule für Büchsenmacher und Graveure, Suhl)

Dachdecker: Amadeus Höhn aus Lauscha
(Ausbildungsbetrieb: Dachdeckermeister Höhn, Lauscha)

Keramiker: Katharina Lenz aus Oberellen
(Ausbildungsbetrieb: Möbisburger Töpfermühle Ute Kummer, Erfurt)

1. Bundessieg im Wettbewerb „Die gute Form“: Katharina Lenz

2. Bundessieger:

Augenoptiker: Maik Bulle aus Altenfeld
(Ausbildungsbetrieb: Fielmann AG & Co, Ilmenau)

Friseur: Aileen Rudolph aus Gräfenroda
(Ausbildungsbetrieb: Salon Pia Schmermer, Gräfenroda)

Kraftfahrzeugelektriker: Daniel Hinz aus Ohrdruf (Ausbildungsbetrieb: Autohaus Gotha GmbH, Gotha)

Kraftfahrzeugmechaniker: Matthias Julke aus Ronneburg
(Ausbildungsbetrieb: Autohaus Kretter GmbH, Gera)

Parkettleger: David Messerschmidt aus Heßles
(Ausbildungsbetrieb: Fa. Messerschmidt, Heßles)

Straßenbauer: Jörg Trautmann aus Nikolausrieth
(Ausbildungsbetrieb: Gustav Utsch Tiefbau, Artern)

3. Bundessieger:

Fleischer: Alexander Wiebicke aus Großschwabhausen
(Ausbildungsbetrieb: Fleischerei Blässe, Weimar)

Mediengestalter für Digital- und Printmedien: Anja Traute aus Erfurt
(Ausbildungsbetrieb: Liebeskind-Druck GmbH, Apolda)

Entwicklung der Bundessiege Thüringer Teilnehmer:

 Jahr 

 Anzahl Bundessieger gesamt 

 davon I. Plätze 

 davon II. Plätze 

 davon III. Plätze 

2000

8

2

3

3

2001

9

5

1

3

2002

8

3

2

3

2003

12

2

7

3

2004

7

1

2

4

2005

8

5

2

1

2006

12*

4*

6

2

* inclusive 1x „Gute Form“ (Wettbewerb der Keramiker)

Verleihung der Ehrennadeln des Thüringer Handwerkstages e. V. in Gold

Mitgliederversammlung 2006: Auszeichnungen und Impressionen

Verleihung der Ehrennadeln des Thüringer Handwerkstages e. V. in Gold

(Die Bilder können durch anklicken vergrößert werden.)

 Präsident des Thüringer Handwerkstages e. V. Rolf Ostermann, Tischlermeister Wolfgang Horn, Pfarrer a. D. Klaus Burges, Geschäftsführer des Thüringer Handwerkstages e. V. Dr. Dieter Artymiak, v. l. n. r

Der Thüringer Handwerkstag e. V. zeichnet Tischlermeister Wolfgang Horn und Pfarrer a. D. Klaus Burges (Evangelische Männerarbeit e. V.) mit der Ehrennadel des Thüringer Handwerkstages e. V. in Gold aus.

Tischlermeister Wolfgang Horn ist regional, auf Bundesebene und europaweit bei der Interessenvertretung des Handwerks engagiert. Er übt die ehrenamtlichen Funktionen des Obermeisters der Tischlerinnung Bad Salzungen, des Landesinnungsmeisters des Fachverbandes des holz- und kunststoffverarbeitenden Handwerks Thüringens sowie die des Kreishandwerksmeisters aus. Darüber hinaus ist Wolfgang Horn  als Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes Holz und Kunststoff in mehreren EU-Gremien aktiv.

Pfarrer a. D. Klaus Burges macht seit Jahren den ortsansässigen Handwerkern in Thüringen mit der Arbeitsgemeinschaft Handwerk und Kirche Angebote, die helfen, den beruflichen als auch persönlichen Alltag zu bewältigen. Dazu arbeitete er eng mit dem THT zusammen. Er ist Mitbegründer und Gestalter der Symposienreihe „Handwerk und Kirchen“. Als ehemaliger Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Handwerk und Kirche in der Männerarbeit der EKD hat Pfarrer Burges aus einem bescheidenen Anfang ein funktionierendes Podium für Handwerk und Kirche geschaffen.

 

Bilder vom zweiten Teil der Mitgliederversammlung mit geladenen Gästen

 Ansprache des Präsidenten des Thüringer Handwerkstages e. V., Rolf Ostermann

 Ansprache des Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Otto Kentzler

 Ansprache des Thüringer Ministerpräsidenten, Dieter Althaus

Mitgliederversammlung 2006 – Handwerk im Stimmungshoch Pressemitteilungen: Aktuelle Konjunktur – Handwerk im Stimmungshoch · Ausbildung – Handwerk wird Pakt erfüllen

Pressemitteilungen:

Aktuelle Konjunktur – Handwerk im Stimmungshoch

Ausbildung – Handwerk wird Pakt erfüllen

 

Aktuelle Konjunktur:

Handwerk im Stimmungshoch

Das Handwerk im Freistaat nahm in diesem Jahr, insbesondere seit dem zweiten Quartal deutlich an Fahrt auf. 79 Prozent der befragten Betriebe schätzten in den Herbstkonjunkturumfragen der Handwerkskammern ihre Geschäftslage als „gut“ oder „befriedigend“ ein. Dies ist der beste Wert seit acht Jahren. Die verbesserte Geschäftslage hat auch Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahl. Erstmals ist die Anzahl der Betriebe, die Mitarbeiter einstellen, höher als die der Betriebe, die Mitarbeiter entlassen müssen. Mit rund 137 000 Beschäftigten (Zahlen beruhen auf handwerksinterner Statistik) konnte eine leichte Steigerung um 1 000 Mitarbeiter in diesem Jahr erreicht werden.

Neuen Schwung erhielt insbesondere das Baugewerbe. Hier sprachen sogar mehr als 80 Prozent von einer guten beziehungsweise befriedigenden Geschäftslage. Hier macht sich die gestiegene Investitionstätigkeit der gewerblichen Wirtschaft ebenso bemerkbar wie die zusätzlichen privaten Investitionen. Die neue Möglichkeit, Handwerkerleistungen steuerlich anzurechnen und das energetische Gebäudesanierungsprogramm hinterlassen hier ebenfalls ihre ersten Spuren.

Als wesentlichen Schub für handwerkliche Leistungen durch die Kunden sieht das Handwerk jedoch den Vorzieheffekt aufgrund der anstehenden Mehrsteuererhöhung in 2007. Hiervon profitiert aktuell neben dem Baugewerbe insbesondere das Kfz-Handwerk. Für das kommende Jahr rechnen beide Bereiche mit deutlichen Rückgängen.

Die höhere Betriebsauslastung führte zu einer besseren Umsatzentwicklung. Allerdings geht damit nicht automatisch eine Gewinnsteigerung für die Betriebe einher. Denn nach wie vor können die meisten Betriebe die ständig steigende Energie- und Rohstoffpreise nicht in vollem Umfang an die Kunden weitergeben. Dies dämpft die Hoffnung auf eine bessere Ertragslage.

Gesundheitshandwerker weiter unter Druck
Von der konjunkturellen Belebung, die sich durch nahezu alle Handwerksbereiche zog, spüren die Gesundheitshandwerke kaum etwas. Nicht einmal 40 Prozent der befragten Gesundheitshandwerker schätzten ihre Geschäftslage mit befriedigend ein. Die ständigen Leistungskürzungen der gesetzlichen Krankenversicherung sind hierfür als Ursache zu sehen. Mit Sorge betrachtet der Thüringer Handwerkstag daher auch die neusten Pläne aus dem Bundesgesundheitsministerium, künftig per Ausschreibung nur noch die billigsten Leistungsanbieter auszuwählen. Durch regional tätige Gesundheitshandwerker wird bisher eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Heilmittelversorgung der Kranken gewährleistet. Mit Umsetzung der Gesundheitsreform steht zu befürchten, dass es im Ergebnis des Billig-Wettkampfs nur noch wenige monopolartige Anbieter geben wird.

Der THT fordert die Bundesregierung auf, hier dringend die Gesundheitsreform abzuändern, um nicht hochqualifizierte Handwerke in ihrem Bestand und damit die Versorgung der Kranken mit entsprechenden Produkten zu gefährden.

Der Thüringer Handwerkstag befürchtet, dass sich die in diesem Jahr insgesamt positiven Zahlen für das Handwerk nicht in 2007 fortsetzen werden. Da das Handwerk als lokaler und regionaler Anbieter von Produkten und Dienstleistungen stark vom Binnenmarkt abhängig ist, wird sich die für Anfang 2007 prognostizierte Konsumzurückhaltung direkt auf die Handwerksbetriebe niederschlagen.

Vor diesem Hintergrund ist eine zügige Umsetzung der Unternehmenssteuerreform sowie eine Fortführung und Aufstockung konjunkturfördernder Maßnahmen dringend geboten. Der Thüringer Handwerkstag fordert beispielsweise eine Aufstockung der  Abzugsfähigkeit von Handwerkerrechnungen auf mindestens 1 000 Euro (bisher bis zu 600 Euro). Damit kann nach Überzeugung des THT zum Teil die Mehrwertsteuererhöhung zumindest im Bau- und Ausbaubereich kompensiert werden. Außerdem würde man damit einem vorhersehbaren Anstieg der Schwarzarbeit entgegenwirken.

Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine bessere Binnenkonjunktur ist die Entlastung der Betriebe von den Lohnzusatzkosten. Dass von der Mehrwertsteuererhöhung lediglich der Arbeitslosenversicherungsbeitrag um ein Prozent gesenkt werden soll, ist weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn im gleichen Atemzug werden mit der Gesundheitsreform ab 2009 die Sozialabgaben weiter steigen. Nach Überzeugung des THT enthält die Gesundheitsreform keine Lösungen für die strukturellen Probleme der gesetzlichen Krankenversicherung. Der vorgesehene Fonds wird gut wirtschaftende Krankenkassen bestrafen und insgesamt die Beiträge weiter steigen lassen. Außerdem ist keine Entkopplung der Beiträge von den Löhnen geplant. Die Kritik des Handwerks hat der THT in einem Brief an die Thüringer Bundestagsabgeordneten und die Bundesgesundheitsministerin formuliert.

Betriebliche Entwicklung in Zahlen:
Die Anzahl der Betriebe im Handwerk stieg im letzten Jahr um 767 und lag mit Stichtag 30. Juni 2006 bei 30 940. Steigerungsraten verbuchen weiterhin die zulassungsfreien Handwerke der Anlage B1. Um 15 Prozent stieg hier die Zahl auf jetzt 4266. Bei den zulassungspflichtigen Handwerken (20 629) und bei den handwerksähnlichen Gewerben (6 045) stieg die Betriebszahl kaum an.

Seit der Novellierung der Handwerksordnung 2004 ist festzustellen, dass der Anteil der 41 zulassungspflichtigen Handwerke gegenüber den 53 zulassungsfreien Handwerken sinkt. Waren Mitte 2004 noch 70 Prozent aller Betriebe in der Anlage A zu finden, so schwand der Anteil bis Mitte 2006 auf 67 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der Anlage B1 – Betriebe von 11 auf nunmehr fast 14 Prozent.

Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt nur noch bei rund 4,4 Beschäftigten; Mitte der 90er Jahre wurde schon ein Wert von 7 erreicht. Dies ist eine kritische Entwicklung. Denn mit sinkender Betriebsgröße sinkt die Leistungstiefe des Handwerks und damit für den Kunden die erstrebte Versorgungsbreite. Komplexe Aufträge können vom Handwerk nicht mehr in dem Umfang bearbeitet werden, wie Auftraggeber wünschen. Damit entgehen dem Handwerk wichtige Aufträge und dem Kunden Lebensqualität durch fehlende handwerkliche Dienstleistungen.

Ein leistungsfähiges Handwerk gehört natürlich mit zu den Standortfaktoren eines Landes. Daher muss es im Interesse aller sein, die betriebliche Stabilität und betriebliche Entwicklungsmöglichkeiten im Handwerk zu fördern.

 

Ausbildung:

Handwerk wird Pakt erfüllen

Gute Meldung aus dem Kammerbezirk Ostthüringen. Dort wurde bereits vor einigen Tagen der Ausbildungspakt 2006 erfüllt. 1 320 neue Ausbildungsverträge und 100 erstausbildende Betriebe hatte die Handwerkskammer für Ostthüringen zugesagt. Im Kammerbezirk Ostthüringen waren am 31. Oktober bereits 1 466 Ausbildungsverträge unterzeichnet.

In den anderen Kammerbezirken befindet man sich ebenfalls auf gutem Weg. Zum Stichtag 31. Oktober wurden im Kammerbezirk Südthüringen 973 Ausbildungsverträge und im Kammerbezirk Erfurt 2 238 Ausbildungsverträge unterzeichnet. Bis Jahresende sollen in Südthüringen 1 000 und in Erfurt 2 480 Verträge unterschrieben worden sein.

Bezogen auf die Beschäftigtenzahl liegt das Thüringer Handwerks mit einer Ausbildungsquote von 11 Prozent weiterhin an der Spitze der Thüringer Wirtschaft.

Um dieses hohe Niveau zu halten, ist es dringend erforderlich, dass die schulischen Qualifikationen der Bewerber besser werden. Denn die hohe Zahl unvermittelter und nicht vermittelbarerer Bewerber in eine Duale Ausbildung ist nicht nur Beleg für die angespannte Situation in vielen Betrieben, sondern auch einer zu lückenhaften schulischen Vorbildung.

Eine Duale
Ausbildung birgt immer noch die besten Chancen für einen erfolgreichen Eintritt in die Arbeitswelt. Vollzeitschulische Ausbildungen bergen in Ostdeutschland nach einer Studie des Bundesinstitutes für berufliche Bildung (BIBB) ein weit größeres Risiko, nach der Ausbildung nicht wie gewünscht auf dem Arbeitsmarkt Tritt zu fassen (nur 22 Prozent fand eine Arbeitsstelle).  Die Erwerbsquote der betrieblich ausgebildeten ostdeutschen Jugendlichen lag bei 53 Prozent.

Der Thüringer Handwerkstag fordert daher, nur in sehr beschränktem Umfang und nur dort wo nötig, vollzeitschulische Ausbildungsgänge anzubieten. Es darf auf keinen Fall dazu kommen, dass schulische und betriebliche Ausbildung gegenseitig in Konkurrenz treten. Im Hinblick auf die demografische Entwicklung nimmt in den nächsten Jahren die Zahl der Schulabgänger drastisch ab. Um eine bedarfsgerechte Ausbildung zu gewährleisten und damit den benötigten Fachkräftenachwuchs heranzubilden, ist eine Konzentration und eine weitere Unterstützung der Duale Ausbildung zwingend geboten.

Im Positionspapier hat der Thüringer Handwerkstag e. V. zu den Themen Finanz- und Steuerpolitik, soziale Sicherungssysteme, Bürokratieabbau, Energiepreise, „de-minimis“ – Beihilfen und Aus-, Fort- und Weiterbildung Stellung genommen.

Forderung der Mitglieder des Thüringer Handwerkstages e. V. anlässlich der Mitgliederversammlung am 9. November 2006 in Suhl Thüringer Handwerkstag lehnt Pläne zur Gesundheitsreform ab

Forderung der Mitglieder des Thüringer Handwerkstages e. V. anlässlich der Mitgliederversammlung am 9. November 2006 in Suhl

Thüringer Handwerkstag lehnt Pläne zur Gesundheitsreform ab

Die vorliegenden Pläne zur Gesundheitsreform mit der Einführung des Gesundheitsfonds bedeuten für Betriebe und Beschäftigte erhebliche finanzielle Zusatzbelastungen. Darüber hinaus löst der Gesundheitsfonds keines der drängenden Probleme der Gesetzlichen Krankenversicherung. Vielmehr führt der Fonds zu höheren Beiträgen, zu mehr Bürokratie und zu weniger Wettbewerb. Vor allem gut wirtschaftende Krankenkassen werden zugunsten teurer Kassen bestraft.

Gleich zwei zentrale Ziele der Reform werden mit den vorliegenden Beschlüssen ins Gegenteil verkehrt: Die Entkoppelung der Krankenversicherung vom Arbeitsverhältnis und die Senkung oder zumindest Stabilisierung der Beitrage.

Der Thüringer Handwerkstag fordert angesichts weiterer drohender Beitragssteigerungen die Entkoppelung der Krankenversicherung vom Arbeitsverhältnis, um insbesondere die mitarbeiterintensiven Betriebe von den überhöhten und beschäftigungsfeindlichen Personalzusatzkosten zu entlasten. Der Leistungskatalog ist auf eine medizinisch notwendige Grundversorgung zu beschränken. Ziel muss sein, die Lohnzusatzkosten deutlich unter 40 Prozent zu senken.

Es ist ein fairer Preis- und Qualitätswettbewerb sowohl zwischen den Gesetzlichen Krankenversicherungen als auch zwischen Gesetzlichen und Privaten Angeboten sicherzustellen.

Der Ansatz, die Private Krankenversicherung mit einem dreistufigen einkommensabhängigen Basistarif teilweise an die Gesetzliche Krankenversicherung anzupassen, wird vom THT als Schritt in Richtung Planwirtschaft abgelehnt.

Völlig am Ziel vorbei gehen die Pläne, im Rahmen von K.O.-Ausschreibungen die Versorgung mit Hilfsmitteln zu regeln. Das ist keine Intensivierung des Wettbewerbs sondern die Schaffung neuer Monopole. Dass nur Anbieter zur Versorgung mit Hilfsmitteln sind, die einmal den Zuschlag bei einer Ausschreibung erhalten haben, wird vom Handwerk strikt abgelehnt. Eine wohnortnahe und qualitativ hochwertige Versorgung der Versicherten mit Hilfsmitteln durch die Betriebe der Gesundheitshandwerke muss aufrechterhalten bleiben.

Der Thüringer Handwerkstag fordert die Bundesregierung auf, endlich damit zu beginnen, eine zukunftsorientierte Gesundheitspolitik zu entwickeln, die neben den struktur- und ordnungspolitischen Aufgaben vor allem die zunehmend flacher werdende Einnahmebasis der Gesetzlichen Krankenversicherung in den Blick nimmt. Hierbei darf nicht der Griff in die Taschen der Beitragszahler mit dem Ziel „mehr Geld ins System“ im Vordergrund stehen, sondern Ziel muss sein, steigende Leistungsanforderungen an die Gesetzliche Krankenversicherung solidarisch und im fairen Wettbewerb zu finanzieren. Den politischen Zentralisierungs- und Verstaatlichungsambitionen im Gesundheitswesen erteilt der Thüringer Handwerkstag eine klare Absage.

Mitgliederversammlung 2006

Mitgliederversammlung 2006

Die deutsche Bundespolitik geht weiter ihren eigenen Weg.

Getragen von Statistiken verkündet sie eine positive Bilanz der eigenen Arbeit. Konjunkturaufschwung, Trendwende am Arbeitsmarkt, erfüllbare „Mastricht-Kriterien“ sind dabei das verwendete Vokabular.

Im Handwerk sieht es dagegen anders aus. Forderungen nach Mindestlöhnen statt Senkung der Nebenkosten, stetiges Zunehmen statt Abnehmen der Bürokratie und nicht zuletzt eine beschleunigte staatliche initiierte Dequalifizierung statt Innovationen verhindern spürbares Wachstum in Deutschland wirtschaftlichem „Rückgrat“ – dem Handwerk. Doch das Thüringer Handwerk wird nicht müde, diese Missstände aufzuzeigen und Lösungsansätze zu beraten.

Die Mitgliederversammlung des Thüringer Handwerkstages e. V. bildet dafür das Forum.

Die Mitgliederversammlung 2006 des Thüringer Handwerkstages e. V. findet am 9. November 2006 im Congress Centrum Suhl statt.

Debatte um Gesundheitsreform hält an, Handwerk und IKK sagen Nein

Debatte um Gesundheitsreform hält an

Handwerk und IKK sagen Nein

Nach monatelangen Streit hat das Bundeskabinett die Gesundheitsreform jetzt beschlossen. Noch in diesem Jahr soll der Gesetzentwurf im Bundestag verabschiedet werden; die Reform, die von allen relevanten gesellschaftlichen Gruppen und den Akteuren im Gesundheitswesen abgelehnt wird, soll zum 1. April 2007 in Kraft treten.

Ab 2009 will die Bundesregierung den Beitragssatz bundesweit und über alle Kassen hinweg einheitlich festsetzen. Nach Expertenmeinung wird dieser dann voraussichtlich bei circa 15 Prozent (zuzüglich 0,9 Prozent Versichertenanteil) liegen. Im Vergleich dazu erhebt die IKK Thüringen heute und im Jahr 2007 einen Beitragssatz von 12,3 Prozent (zuzüglich 0,9 Prozent Versichertenanteil). Ein durchschnittlicher Handwerksbetrieb mit sieben Beschäftigten wird somit im Jahr um 2.000 bis 2.500 Euro mehr belastet werden, wenn die Reform so umgesetzt wird.

„Diese Reform braucht niemand – außer der Großen Koalition! Sie löst nicht ein einziges der zentralen Probleme in der Gesundheitsversorgung und sichert schon gar nicht eine nachhaltige Finanzierung.“ so Frank Hippler, Vorstand der IKK Thüringen.

Das heutige Selbstverwaltungsmodell, in dem Arbeitgeber und Versicherte gemeinsam im Verwaltungsrat über die Beitrags- und Leistungspolitik der Kasse entscheiden, ist einem staatsnahen, dirigistischen Modell klar und deutlich überlegen.

Bestes Beispiel ist die IKK Thüringen. Schon seit Jahren sorgen die Arbeitgeber und Versicherten aus dem Handwerk gemeinsam mit dem Vorstand dafür, dass die IKK Thüringen einen soliden und wirtschaftlichen Haushalt plant.

Die Selbstverwaltung hat grünes Licht gegeben: Nicht nur für 2006 sondern auch für das kommende Jahr 2007 bleibt der günstige Beitragssatz von 12,3 Prozent stabil. „Dank des positiven Rechnungsergebnisses 2005, solider Finanzreserven, konstanter Verwaltungskosten und einer erfreulichen Mitgliederentwicklung steht die Beitragsstabilität der IKK Thüringen auch zukünftig auf sicheren Füßen“, betonte Vorstand Frank Hippler.

Auch vom Thüringer Handwerkstag hagelte es Kritik. In einem Brief an die Thüringer Bundestagsabgeordneten, an Landesregierung und Landtagsabgeordnete unterstrich der THT die funktionierende, demokratisch legitimierte Selbstverwaltung der IKK, die für stabil günstige Beitragssätze und gute Leistungen sorgt. Die Pläne, die Beitragssätze staatlich zu diktieren, werden von den Thüringer Handwerkern abgelehnt.

Die IKK Thüringen betreut in Thüringen, Hessen und Bayern rund 170.000 Versicherte und 26.500 Arbeitgeberkunden und gehört mit ihrem Beitragssatz von 12,3 Prozent zu einer der günstigsten Krankenkassen bundesweit.

Entwurf zur Gesundheitsreform gegen alle Vernunft

Entwurf zur Gesundheitsreform gegen alle Vernunft

Der Thüringer Handwerkstag lehnt den jetzt vorgelegten Entwurf zur Gesundheitsreform mit aller Entschiedenheit ab. Zentrale Ziele wie die notwendige dauerhafte Senkung der Beiträge, die Festschreibung des Arbeitgeberanteils und damit die Abkopplung der Gesundheitskosten von den Lohnkosten werden nicht erreicht. Der Entwurf könne daher keine Diskussionsgrundlage sein, betont der Präsident des Thüringer Handwerkstages, Rolf Ostermann.

Der Entwurf sieht mit Beginn der Gesundheitsreform eine Steigerung der Beitragssätze und damit eine  weitere Belastung für Betriebe und Versicherte vor. „Das ist völlig unakzeptabel, verfehlt nicht nur alle Ziele sondern wendet sich in die völlig falsche Richtung,“ so Ostermann. Außerdem könne es nicht sein, dass der Beitragssatz vom Gesundheitsministerium festgelegt werde, ohne parlamentarische Kontrolle.

Heftig kritisiert Ostermann auch die Planspiele des Entwurfs im Hilfsmittelbereich. Von den Krankenkassen sollen Ausschreibungen bei Hilfsmitteln durchgeführt werden. Die Betriebe, die im Rahmen einer Ausschreibung keinen Vertrag mit der Krankenkasse haben, verlieren den Plänen zufolge ihre Zulassung.

Die Folgen wären für die Gesundheitshandwerke katastrophal: „Viele Betriebe würden vom Markt verschwinden. Arbeits- und Ausbildungsplätze sind bedroht. Unsere  mittelständischen und kleinteiligen Strukturen im Bereich der Gesundheitshandwerke würden zerschlagen. Am Ende gäbe es ein Monopol der Krankenkassen und ein Monopol der Leistungserbringer.“ Eine wohnortnahe Versorgung der Versicherten mit Hilfsmitteln sei damit nicht mehr gewährleistet, betont der THT-Präsident.

In Thüringen gibt es insgesamt 648 Betriebe in den Gesundheitshandwerken Augenoptiker, Zahntechniker, Orthopädietechniker, Orthopädieschuhmacher und Hörgeräteakustiker.