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Thüringer Handwerkstag e.V. begrüßt Einführung der Praktikumsprämie als Meilenstein für die Nachwuchsförderung

Der Thüringer Handwerkstag e.V. zeigt sich erfreut über den jüngsten Beschluss des Landes Thüringen, Schülerinnen und Schüler bei Praktika im Handwerk finanziell zu unterstützen. Die Einführung einer Praktikumsprämie wurde im Rahmen des Landeshaushalts für das Jahr 2024 beschlossen und soll das Handwerk im Freistaat Thüringen unterstützen.

Stefan Lobenstein, Präsident des Thüringer Handwerkstag e.V., kommentiert die Entscheidung positiv: „Die neue Praktikumsprämie ermöglicht nicht nur eine gezielte Berufsorientierung, sondern stärkt auch die Handwerksbetriebe im Freistaat Thüringen bei der Suche nach geeignetem Nachwuchs. Wir begrüßen die Unterstützung durch das Land und sehen darin eine Anerkennung der jahrelangen Forderungen und der Arbeit des Thüringer Handwerkstag e.V.“

Lobenstein betont die zentrale Rolle von Schülerpraktika bei der beruflichen Orientierung junger
Menschen: „Ein Praktikum bietet die Möglichkeit, den Wunschberuf Probe zu fahren, typische Tätigkeiten auszuprobieren, den Arbeitsalltag kennenzulernen und zu schauen, ob der Beruf zu den eigenen Stärken, Interessen und Wünschen passt. Die praxisnahen Erfahrungen geben realistische Einblicke in das Arbeitsleben und wertvolle Erfahrungen für die Zukunft. Viele Ausbildungsverhältnisse kommen durch Praktika zustande, da sowohl Praktikant als auch Betrieb während dieser Zeit feststellen können, ob die Zusammenarbeit harmonisch verläuft. Besonders für kleine Betriebe ist das Schülerpraktikum ein Erfolgsmodell. Es ermöglicht ihnen, interessierte Schülerinnen und Schüler an eine Ausbildung heranzuführen. Auf diese Weise kann das Handwerk effektiv unterstützt werden, ohne dass zusätzliche Unterrichtszeit in den Schulen verloren geht.“

Die Praktikumsprämie von 120 Euro pro Woche steht Schülerinnen und Schülern ab 15 Jahren offen, die in Thüringen zur Schule gehen und dort ihren Wohnsitz haben. Jeder Schüler kann pro Jahr eine Praktikumsprämie für maximal vier Wochen erhalten, wodurch er oder sie insgesamt mit 480 Euro unterstützt werden kann.

Der Thüringer Handwerkstag e.V. ermutigt Schülerinnen und Schüler dazu, die Möglichkeit nutzen, einen Handwerksberuf kennenzulernen und erste Erfahrungen in der Berufswelt zu sammeln. „Danach ist man garantiert um viele Erfahrungen reicher und die Entscheidung für oder gegen einen Beruf fällt leichter“, so Stefan Lobenstein. Das Thüringer Handwerk sieht in der Praktikumsprämie einen positiven Beitrag zur Stärkung der Nachwuchsgewinnung und setzt darauf, dass dieser Weg auch in Zukunft erfolgreich fortgesetzt wird.

Thüringer Landtagswahl 2024: Handwerk fordert Parteien zum offenen Dialog auf

Parlamentarischer Abend des Thüringer Handwerks am 05. Juli 2023 im Thüringer Landtag – der Chefredakteur der Deutschen Handwerks Zeitung (DHZ), Steffen Range, führte durch das Gespräch mit den Thüringer Politikern, v.l.n.r.: Björn Höcke (Fraktionsvorsitzender AfD), Olaf Müller (stellvertretender Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen), Steffen Dittes (Fraktionsvorsitzender DIE LINKE), Steffen Range (DHZ), Matthias Hey (Fraktionsvorsitzender SPD), Prof. Dr. Mario Voigt (Fraktionsvorsitzender CDU), Thomas Kemmerich (Gruppensprecher FDP).

Die ersten Spitzenkandidaten sind nominiert, die Vorbereitungen für die Landtagswahl am 1. September 2024 laufen an. Damit positioniert sich auch das Thüringer Handwerk und fordert die demokratischen Parteien zum offenen Dialog aus. „Das Handwerk ist die tragende und unverzichtbare Säule der Wirtschaft des Freistaats. Dass sich die zur Wahl antretenden Parteien dementsprechend zum Handwerk bekennen und in ihren Wahlprogrammen Maßnahmen für zur Stärkung des Handwerks einfließen lassen, ist für uns eine logische Konsequenz“, sagt der Präsident des Thüringer Handwerkstag e.V. (THT), Stefan Lobenstein.

Im Rahmen der Vorstandssitzung des Thüringer Handwerkstag e.V. am heutigen Freitag (24. November 2023) sind erste Erwartungen und Forderungen an die Parteien, die ein Regierungsmandat anstreben, formuliert worden. Zu Beginn des Jahres wird der THT-Vorstand das Positionspapier verabschieden, das die Grundlage der Arbeit der Dachorganisation des Thüringer Handwerks darstellt. „Wir wünschen uns einen Austausch auf Augenhöhe. Der Start der Erarbeitung der Wahlprogramme der einzelnen politischen Parteien ist ein perfekter Zeitpunkt, um das Gespräch zu suchen, die Lage des Handwerks zu skizzieren und praktische Lösungsvorschläge zu erörtern. Nur so kann der gemeinsame Weg in der nächsten Legislaturperiode frühzeitig geebnet werden“, betont Stefan Lobenstein.

Besondere Bedeutung für die Zukunftsaufgaben

Mit aktuell 29.736 Betrieben, 148.000 Beschäftigten und über 7.000 Auszubildenden ist das Handwerk der starke Motor der Thüringer Wirtschaft und verlässlicher Partner für Staat und Gesellschaft. Individuelle und qualitativ hochwertige Produkte sind das Markenzeichen des Thüringer Handwerks, das mit seinen Ideen, Innovationen und Investitionen für den Fortbestand der Betriebe einsteht und in sämtliche Regionen des Freistaats wirkt. Insbesondere für die Zukunftsaufgaben, wie die Bewältigung der Klimakrise und den ressourcenschonenden Einsatz von Energie und Materialien, ist das Handwerk von besonderer Bedeutung.

Um die Rahmenbedingungen zu verbessern, hat das Thüringer Handwerk bereits drei Kernpunkte
formuliert. Zu ihnen zählen die Stärkung des Unternehmertums, die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung sowie der Abbau der Bürokratielast und unverhältnismäßig hohen Auflagen für Unternehmer. „Soll der Wirtschaftsstandort Thüringen nachhaltig gestärkt werden, muss die zukünftige Landesregierung ihren Blick auf das Handwerk schärfen“, sagt der THT-Präsident.

Gezielte Förderung des Handwerks

Um das Unternehmertum zu stärken, braucht es nach Lobensteins Worten eine stärkere und gezieltere Förderung des Handwerks, etwa durch die Wiederaufnahme des Förderprogramms „Thüringen-Invest“ oder die Steigerung der Attraktivität von Existenzgründungen im Handwerk. Zudem müsse die Politik einen Beitrag leisten, um die Wertschätzung der wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Bedeutung des Handwerks für das Bundesland zu steigern. „Die Betriebe sichern nicht nur die Daseinsvorsorge der Thüringerinnen und Thüringer, sondern haben eine Vorbildfunktion, etwa durch die Offenheit neuen Technologien gegenüber oder die vermehrte Integration internationaler Fachkräfte“, nannte Lobenstein einige Beispiele.

Um noch mehr Kinder und Jugendliche für einen Handwerksberuf zu begeistern, müsse die duale
Berufsausbildung – als Grundlage für eine steile Karriere im Handwerk – gestärkt und der akademischen Bildung gleichgestellt werden. Dazu gehört eine frühzeitige Förderung des Nachwuchses an allen allgemeinbildenden Schulen, zum Beispiel durch die Stärkung der Fächer Werken und Technik und Praxistage in Betrieben. Darüber hinaus wird die gleichwertige finanzielle Ausstattung, etwa für Berufsschulen und Berufsbildungszentren, angestrebt.

Deregulierung des Gesetzes-Dschungels

Damit Betriebe wirtschaftlich agieren können, drängt das Thüringer Handwerk auf den Abbau der
Bürokratielast und übermäßiger Auflagen für Unternehmer. „Die Wirtschaft ist maßlos überreguliert. Statt auf den Baustellen oder in ihren Werkstätten zu arbeiten und in die Zukunft zu investieren, müssen sich die Betriebe durch den Dschungel an Gesetzen und Vorschriften kämpfen. Damit muss Schluss sein, sonst steht die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Spiel“, zeigt Lobenstein auf.

Um den Konsum zu stützen und Investitionsanreize zu setzen, drängt das Handwerk nicht nur auf
Landesgesetze, die übersichtlich und verständlich formuliert sind und die Folgen für die Betriebe schon vor Inkrafttreten im Blick haben. Darüber hinaus braucht es auch eine Verbesserung der Möglichkeiten der steuerlichen Verlustverrechnung oder die Begrenzung der kalten Progression. Damit die Betriebe auch in der Zukunft die „Wirtschaftsmacht von nebenan“ sein können.

Finanzspritze für die Zukunft im Handwerk: Die besten Meisterinnen und Meister des Jahrgangs erhalten Meisterprämie

Insgesamt 32 Meisterinnen und Meister durften sich über die Finanzspitze des Landes und des Thüringer Handwerks freuen.

Ihre hervorragenden Leistungen im und für das Thüringer Handwerk werden belohnt: Die 32 besten Meisterinnen und Meister des Freistaats haben am gestrigen Montag (11. September) die Meisterprämie erhalten. Die höchste Auszeichnung des Thüringer Handwerks würdigt Erfolg in der Meisterausbildung sowie Engagement und Leidenschaft und wird seit 2017 vom Thüringer Handwerkstag e.V. (THT) und dem Thüringer Wirtschaftsministerium an die Jahrgangsbesten eines jeden Gewerks vergeben.

„Mit der Meisterprämie setzen Sie heute das i-Tüpfelchen auf Ihren Meisterbrief. Ich darf Sie zu Ihren grandiosen Leistungen beglückwünschen und Ihnen die Anerkennung und Wertschätzung des Thüringer Handwerks, der drei Thüringer Handwerkskammern, der Innungen und Fachverbände und vor allem der Betriebe übermitteln“, sagte THT-Präsident Stefan Lobenstein während der Feierstunde im Berufsbildungs- und Technologiezentrum Gera-Aga. In den Jahrgangsbesten sieht er ehrgeizige, leidenschaftliche und verantwortungsvolle Fach- und Führungskräfte, die die Zukunft des Thüringer Handwerks mitgestalten werden: „Der Generationenwechsel, den das Thüringer Handwerk vollzieht, bringt frischen Wind. Sie sind der Nachwuchs, den das Handwerk, den Ihre Region braucht. Und Sie bringen für die Selbstständigkeit oder Führungsaufgaben bei Ihrem jetzigen Arbeitgeber die besten Voraussetzungen mit. Nutzen Sie diese Chance!“

Im Berufsbildungs- und Technologiezentrum Gera-Aga übergaben Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee und THT-Präsident Stefan Lobenstein die Meisterprämie an die besten Meisterinnen und Meister des Jahrgangs.

Gratulation des Wirtschaftsministers

Auch Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee gratulierte den Geehrten. „Mit der Meisterprämie in Höhe von 1.000 Euro setzt das Land gemeinsam mit den Kammern seit 2017 ein
besonderes Zeichen der Wertschätzung für das Handwerk und schafft zugleich einen Anreiz für Spitzenleistungen in der Meisterausbildung“, sagte der Minister. Zusammen mit dem vor zwei Jahren eingeführten Meisterbonus und der Meistergründungsprämie biete Thüringen damit ein attraktives Paket, um Junghandwerkerinnen und Junghandwerker beim Erwerb des Meisterbriefs zu unterstützen. „Meister sind die Unternehmer und Führungskräfte im Handwerk – sie stehen für Qualität, Innovationskraft, aber auch für die hohe Ausbildungsleistung, die das Handwerk in Thüringen erbringt.“

Die Besten unter 478 Absolventen

Aus dem Kammerbezirk Erfurt durften sich 14 Junghandwerkerinnen und Junghandwerker über die Finanzspritze in Höhe von 1.000 Euro freuen. Im Kammerbezirk Südthüringen wurde die Meisterprämie elf Mal, im Kammerbezirk Ostthüringen sieben Mal vergeben. Insgesamt haben 478 Handwerkerinnen und Handwerker in diesem Jahr ihre Meisterausbildung in Thüringen erfolgreich abgeschlossen und damit die höchste Stufe der Karriereleiter im Handwerk erklommen.

Der Meisterbrief bietet beste Perspektiven, einen eigenen Betrieb zu gründen oder ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen. Damit schreibt er die Geschichte des einzelnen Handwerksbetriebs fort, sichert aber auch die Zukunft einer der wichtigsten Säulen der Thüringer Wirtschaft. Mit 29.736 Betrieben (Stand: 30.06.2023) und 148.000 Beschäftigten zählt das Handwerk zum größten Arbeitgeber im Freistaat.

Förderung der jungen Handwerkergeneration

Neben dem Meisterbonus über 1.000 Euro für alle Absolventinnen und Absolventen eines Jahrgangs und der Meistergründungsprämie ist die Meisterprämie ein Baustein der Förderung von Meisterinnen und Meistern im Freistaat. Wer alle Mittel in Anspruch nimmt und zu den Jahrgangsbesten gehört, kann mit bis zu 9.500 Euro gefördert werden. Die Förderungen, um die der THT lange mit der Landesregierung gerungen hatte, unterstützen die junge Handwerksgeneration nachhaltig.

Berufliche Bildung stärken, Bürokratie und Abgabenlast senken: Das Thüringer Handwerk formuliert Erwartungen an die Landesregierung

Der Präsident des Thüringer Handwerkstag e.V. (THT), Stefan Lobenstein.

Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und Selbstverantwortung: Dafür steht das Thüringer Handwerk. Damit die kleinen und mittleren Handwerksbetriebe im Freistaat auch in konjunkturell unstabilen Zeiten nachhaltig wirtschaften und gesund wachsen können, sind neben ihrem ureigenen Unternehmertum auch unternehmerfreundliche Rahmenbedingungen seitens der Politik notwendig. „Wenn das Thüringer Handwerk weiterhin eine starke Säule der Thüringer Wirtschaft sein soll, muss die Landesregierung schnellstmöglich an einigen Stellschrauben drehen“, sagt der Präsident des Thüringer Handwerkstag e.V. (THT), Stefan Lobenstein.

Am heutigen Montag (11. September 2023) haben die THT-Mitglieder in Gera das aktuelle Positionspapier „Thüringen nachhaltig und zukunftsfähig gestalten!“ verabschiedet. In diesem sind die Erwartungen des Thüringer Handwerks an die Landesregierung festgeschrieben. „Auf Grundlage des Positionspapiers wollen wir unseren bewährten Dialog mit der Politik, wie in den vergangenen 30 Jahren, fortsetzen. Wir sind davon überzeugt, dass wir die Zukunft des Handwerks und der Thüringer Wirtschaft nur Hand in Hand gestalten können“, betont Stefan Lobenstein.

Fokus auf schulische Kernkompetenzen und digitales Lernen

Ein Schwerpunkt des Positionspapiers liegt auf der Stärkung der beruflichen Bildung sowie der Gewinnung und Sicherung von Fachkräften. Neben der Steigerung der gesellschaftlichen Wahrnehmung der dualen Berufsausbildung, beispielsweise durch eine gleichwertige finanzielle Ausstattung von Auszubildenden und Studierenden, fordert das Thüringer Handwerk die Weiterentwicklung der gemeinsamen Maßnahmen zur Berufsorientierung. Ein weiterer Fokus liegt auf schulischen Kernkompetenzen und digitalem Lernen. „Wer die deutsche Sprache beherrscht, einen Text erfassen kann und grundlegende Rechenfertigkeiten besitzt, wird Erfolg in Ausbildung haben. Dafür sind aber genügend Lehrkräfte in den Schulen, neue pädagogische Konzepte und modern ausgestattete Berufsschulen und Berufsbildungszentren unabdingbar“, sagt Lobenstein.

Um die Fachkräftesituation zu verbessern, drängt das Handwerk auf den nachhaltigen Fortbestand der Betriebsberatung. Expertinnen und Experten der Kammern unterstützen die Betriebe bei der Entwicklung, Finanzierung und Umsetzung langfristiger Strategien. Daneben müssten kleinteilige Weiterbildungsangebote geschaffen werden, die es den Unternehmen ermöglichen, in kürzester Zeit mit den neuen Technologien und Produktionsprozessen Schritt halten zu können. Außerdem gelte es, die Integration von Geflüchteten und Zugewanderten weiter voranzutreiben, so dass Thüringer Handwerksbetriebe auch Interessierten aus dem Ausland gewinnen können.

Verbesserung der Verlustrechnung und Abschreibungsbedingungen

Ein zweiter wichtiger Schwerpunkt des Positionspapiers ist die Senkung der hohen Abgaben- und Bürokratielast, unter der zahlreiche Betriebe ächzen. „Kleine und mittlere Unternehmen müssen von Abgaben und Steuern entlasten werden, etwa durch die Verbesserung der Möglichkeiten der steuerlichen Verlustverrechnung oder einen Fortschritt bei den Bedingungen der Abschreibungen. Ohne Entlastung finden keine Investitionen in die Zukunft statt. Damit droht Stillstand im Handwerk, den wir uns mit Blick auf die aktuellen Aufgaben und Herausforderungen nicht leisten können“, so Lobenstein.

Deutliche Kritik erhält die hohe Bürokratie, darunter zahlreiche neue Gesetze und Regelungen, die den Überblick erschweren. „Überregulierung stellt eine gravierende Hürde der Wettbewerbsfähigkeit dar. Statt am Kunden oder in ihren Werkstätten zu arbeiten, müssen Handwerker ihre wertvolle Zeit darauf verwenden, Papiertiger zu bewältigen. Die Bürokratiebelastungen müssen dringend reduziert werden. Und vor allem dürfen keine neuen Belastungen hinzukommen“, fordert der THT-Präsident.

Verlässlicher Partner für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft

Mit aktuell 29.736 Betrieben, 148.000 Beschäftigten und über 7.000 Auszubildenden ist das Handwerk der starke Motor der Thüringer Wirtschaft und verlässlicher Partner für Staat und Gesellschaft. Individuelle und qualitativ hochwertige Produkte sind das Markenzeichen des Thüringer Handwerks, das mit seinen Ideen, Innovationen und Investitionen für den Fortbestand der Betriebe einsteht und sämtliche Regionen des Freistaats prägt. Insbesondere für die Zukunftsaufgaben, wie die Bewältigung der Klimakrise und den ressourcenschonenden Einsatz von Energie und Materialien, ist das Handwerk von besonderer Bedeutung.

Weniger Handwerksbetriebe, mehr Auszubildende: Aktuelle Zahlen des Thüringer Handwerks zeigen Trends auf

Die Dichte der Handwerksbetriebe in Thüringen sinkt. Das zeigen die aktuellen Zahlen der drei Thüringer Handwerkskammern. Derzeit (Stand: 30. Juni 2023) sind im Freistaat 29.736 Betriebe in den Rollen eingetragen, davon 13.910 im Kammerbezirk Erfurt, 9.300 im Kammerbezirk Ostthüringen und 6.526 im Kammerbezirk Südthüringen. Das sind 1.849 Betriebe weniger als vor zehn Jahren (31.12.2013).

Die Gründe für den Schwund der Handwerksbetriebe sind vielfältig. Einerseits nimmt die Anzahl durch den demografischen Wandel kontinuierlich ab, andererseits haben die Krisen der vergangenen drei Jahre für Unsicherheit und Unplanbarkeit bei den Unternehmen gesorgt. „Im Zuge der Corona-Pandemie oder der Energiekrise waren die Hürden für einige Betriebe so groß, dass sie Insolvenz anmelden mussten. Zudem fällt die unternehmerische Selbstständigkeit in wirtschaftlich unsicheren Zeiten schwerer“, erklärt der Präsident des Thüringer Handwerkstag e.V., Stefan Lobenstein.

Im Kammerbezirk Erfurt liegt die Branche Bau (3.962 Betriebe) knapp vor der Branche Metall/Elektro (3.945). In den Kammerbezirken Ostthüringen und Südthüringen werden indes mehr Metall-/ Elektrobetriebe (Ost: 2.784; Süd: 2.079) als Bauunternehmen (Ost: 2.321; Süd: 1.529) gezählt. Die wenigsten Betriebe im Kammerbezirk Erfurt (452), im Kammerbezirk Ostthüringen (301) und auch im Kammerbezirk Südthüringen (296) sind im Bereich Nahrung registriert.

Sinkende Beschäftigtenzahl, steigende Azubi- und Meisterzahl

Einhergehend mit dem Rückgang der Betriebe nimmt auch die Zahl der Beschäftigten ab. Während vor der Corona-Pandemie (Stand: 31.12.2019) noch 151.000 Beschäftigte ihr Geld im Handwerk verdienten, sind aktuell 148.000 Menschen im Handwerk tätig. Das entspricht dem Niveau der Jahre 2012 bis 2014. „Das bedeutet nicht, dass es weniger zu tun gibt. Im Gegenteil: Aktuell schultern weniger Menschen die nach wie vor gute Auftragsauslastung in den Gewerken. Der Fachkräftemangel ist spürbar“, sagt Stefan Lobenstein.

Umso erfreulicher reagieren die Thüringer Handwerkskammern auf die Zahl der Auszubildenden und der Neuverträge im Handwerk. Zum ersten Halbjahr 2023 haben sich 1.469 junge Menschen, darunter 807 im Kammerbezirk Erfurt, 349 im Kammerbezirk Ostthüringen und 313 im Kammerbezirk Südthüringen, für eine Karriere im Handwerk entschieden. Das sind insgesamt 186 mehr als im Vorjahreszeitraum – und mit Juli und August stehen die wichtigsten Zeiträume der Vertragsabschlüsse noch bevor. „Hier zeigt sich nicht nur, dass die vielfältigen Image- und Werbemaßnahmen des Handwerks wirken, sondern auch, dass das Handwerk weltoffen ist. Es werden vermehrt Geflüchtete und Migranten in die Betriebe integriert, was ihnen auf Dauer ihre Zukunft sichern wird“, betont Stefan Lobenstein.

Zuversicht gibt zudem die Zahl der Meisterabsolventen. Im Jahr 2022 haben 478 junge Handwerkerinnen und Handwerker ihren Meistertitel erhalten. Das war die höchste Zahl seit 2013 (495). „Wir spüren, dass die junge Generation das Handwerk wieder mehr lebt und liebt. Sie will ihren eigenen Betrieb gründen oder einen bestehenden übernehmen. Diesen frischen Wind gilt es zu nutzen“, sagt Stefan Lobenstein.

Handwerk setzt auf Unterstützung der Politik

Neben der Arbeit der Handwerksorganisationen, die sich für die Beratungen von Schulabsolventen, Auszubildenden, Meistern, Existenzgründern und Betrieben in diversen Themenfeldern verantwortlich zeigen, sei das Thüringer Handwerk auf die Unterstützung der Politik angewiesen. „Die Politik setzt die Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln. Hier sehen wir dringend Nachholbedarf. Die Bürokratielast der Betriebe ist deutlich zu hoch, sie verbringen viel zu viel Zeit mit administrativen Aufgaben, statt ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen zu können. Zu viele Gesetze in kürzester Zeit, zu viele neue Regelungen führen zu einer Überlastung und Verunsicherung“, so der THT-Präsident.

Es sei an der Zeit, dass das Handwerk, das als ungebrochene Wirtschaftsmacht von Thüringen gilt, eine stärkere Wertschätzung seitens der Politik erfährt. „Nur dann ist das Handwerk auch in der Gesellschaft und insbesondere in der jungen Generation angesehen. Nur dann sichern wir die Zukunft der Betriebe und damit die tägliche Versorgung der Thüringerinnen und Thüringer – vom Brötchen und der Wurst über den neuen Haarschnitt und die neue Wärmepumpe bis hin zum Notfall im Haus“, betont Lobenstein.

„Anreize und Offenheit statt Einschränkungen und Verbote“: Thüringer Handwerk fühlt der Politik auf den Zahn

Parlamentarischer Abend des Thüringer Handwerks am 05. Juli 2023 im Thüringer Landtag – der Chefredakteur der Deutschen Handwerks Zeitung (DHZ), Steffen Range, führte durch das Gespräch mit den Thüringer Politikern, v.l.n.r.: Björn Höcke (Fraktionsvorsitzender AfD), Olaf Müller (stellvertretender Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen), Steffen Dittes (Fraktionsvorsitzender DIE LINKE), Steffen Range (DHZ), Matthias Hey (Fraktionsvorsitzender SPD), Prof. Dr. Mario Voigt (Fraktionsvorsitzender CDU), Thomas Kemmerich (Gruppensprecher FDP).

Weggebrochene Aufträge, gestiegene Einkaufspreise und fehlende Nachwuchskräfte: Aktuell befindet sich das Thüringer Handwerk in einer schwierigen Phase. „Umso wichtiger ist es, dass die Politik die Betriebe und die angeschlagene Wirtschaft unterstützt. Es braucht keine neuen Einschränkungen und Verbote, sondern Anreize und Offenheit gegenüber innovativen Technologien und kreativen Ideen. Wenn beispielsweise die Energiewende gelingen soll, dann müssen sinnvolle Förderprogramme, wie Solar Invest, wiederbelebt und mit umfangsreichen Fördermitteltöpfen ausgestattet werden“, betonte der Präsident des Thüringer Handwerkstag e.V. (THT), Stefan Lobenstein, beim Parlamentarischen Abend des Thüringer Handwerks.

Unter dem Motto „Von Grund auf nachhaltig – das Thüringer Handwerk“ fand die Veranstaltung am gestrigen Mittwoch (05. Juli 2023) im Thüringer Landtag statt, um den Austausch zwischen dem Handwerk und der Politik zu fördern. „Die Politik muss wieder ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Unternehmer haben und damit aufhören, realitätsferne Entscheidungen aus dem Elfenbeinturm heraus zu treffen, die niemand aus der Praxis nachvollziehen kann. Ohne eine starke Wirtschaft kann der Wohlstand unseres Landes nicht dauerhaft aufrechterhalten werden“, alarmierte Stefan Lobenstein.

Beim Parlamentarischen Abend tauschen sich die Vertreter des Handwerks, darunter Handwerksmeister, Innungen und Kreishandwerkerschaften, und der Politik traditionell über die aktuellen Entwicklungen und ihre Standpunkte aus und diskutieren über die Herausforderungen, die die Unternehmen bewegen. Der Thüringer Handwerkstag e.V. hat die Landesregierung und die Fraktionen dabei abermals zu einem konsequenten wirtschaftsförderlichen Handeln aufgefordert. So sei es unter anderem wichtig, die Entlastung von bürokratischen Hürden und staatlichen Auflagen einzuleiten. „Die Entwicklung guter Ideen braucht Freiräume“, so der THT-Präsident. Daneben machte er sich für einen verbindlichen „Tag der Praxis“ auch in den Gymnasien des Freistaats, eine erleichterte Zuwanderung und Integration von Fachkräften aus dem Ausland sowie attraktive Maßnahmen für Betriebsübernahmen stark.

Politiker im Gespräch

Der Chefredakteur der Deutschen Handwerks Zeitung, Steffen Range, führte durch das Gespräch mit den Thüringer Politikern. Vertreten waren Steffen Dittes (Fraktionsvorsitzender DIE LINKE), Matthias Hey (Fraktionsvorsitzender SPD), Olaf Müller (stellvertretender Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Mario Voigt (Fraktionsvorsitzender CDU), Björn Höcke (Fraktionsvorsitzender AfD) und Thomas Kemmerich (Gruppensprecher FDP).

Der Parlamentarische Abend des Thüringer Handwerks fand in diesem Jahr zum bereits 29. Mal statt. Er signalisiert die hohe Bedeutung des Thüringer Handwerks für die Wirtschaft und Gesellschaft. Mit annähernd 30.000 Handwerksunternehmen, 150.000 Beschäftigten und über 7.000 Auszubildenden prägt das Handwerk alle Regionen des Freistaats, vom Wartburgkreis bis ins Altenburger Land, vom Eichsfeld bis nach Sonneberg.

29. Parlamentarischer Abend des Thüringer Handwerks in Erfurt

Am Mittwoch, 05. Juli 2023 hat im Thüringer Landtag der 29. Parlamentarische Abend des Thüringer Handwerks unter dem Motto „Von Grund auf nachhaltig: Das Thüringer Handwerk.“ stattgefunden.

Hier zum lesen und Download:

Ohne Förderung der Thüringer Schulen geht dem Handwerk der Nachwuchs aus

Der Thüringer Handwerkstag (THT) e. V. kam in seiner Vorstandssitzung am 18.04.2023 im inregia Center Dingelstädt mit Helmut Holter, Thüringer Minister für Bildung, Jugend und Sport, zusammen. Im Mittelpunkt des Dialogs standen die neusten Entwicklungen und Herausforderungen in der Bildung sowie die Zusammenarbeit mit dem Thüringer Bildungsministerium.

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik: Der Fachkräftemangel plagt vor allem Betriebe mit Schwerpunkt im MINT-Bereich. Aber auch die Thüringer Schulen und Berufsschulen suchen in diesen Fächern verzweifelt nach Lehrkräften. Allein an den berufsbildenden Schulen in Deutschland fehlen derzeit zwischen 10.000 und 15.000 Lehrkräfte. In den nächsten Jahren werden perspektivisch noch mehr Lehrerinnen und Lehrer aus dem Berufsleben ausscheiden als ausgebildete Pädagogen nachrücken. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung prognostiziert, dass bis zum Jahr 2030 allein an den berufsbildenden Schulen bis zu 60.000 Lehrerinnen und Lehrer benötigt werden.

„Nach der Einschätzung des Thüringer Handwerkstag ist die Belastungsgrenze an vielen Thüringer Schulen und Berufsschulen bereits überschritten. Trotz einer wachsenden Zahl an Überstunden sind Unterrichtsausfälle an der Tagesordnung. Klassen werden gestrichen oder zusammengelegt, weil es nicht genügend Lehrpersonal gibt. Das sind die Klagen, die uns von Schülern, Eltern und Handwerksbetrieben erreichen“, richtete Stefan Lobenstein, Präsident des Thüringer Handwerkstag, seine Sorgen an Bildungsminister Holter. Besonders betroffen vom Lehrermangel seien die MINT-Fächer. Und damit die Kernfächer für alle Handwerksberufe. Eine echte Herausforderung, denn nur spezifisches Personal kann das benötigte Fachwissen korrekt vermitteln.

Die Vertreter des Handwerks begrüßten zugleich die am 17. März in der Kultusminister-Konferenz beschlossenen, gemeinsamen Maßnahmen der Bundesländer zur Behebung des Lehrkräftemangels. Demnach sollen Lehramtsstudiengänge weiterentwickelt, der Studienzugang für Quer- und Seiteneinsteiger (z. B. Handwerksmeister) erleichtert und eine Anerkennung für im Ausland erworbene Abschlüsse verbessert werden. Darüber hinaus will die Thüringer Politik Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben entlasten. Gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) drängt der THT insbesondere auf die Stärkung von Lehramtsstudiengängen für berufsbildende Schulen: „Hier unterscheidet sich das strukturelle Defizit im negativen Sinne deutlich vom Bereich der Gymnasien. Unsere Berufsschulen dürfen sich nicht immer mehr zu den Stiefkindern des Bildungssystems entwickeln“, mahnte Lobenstein an. „Fakt ist: Die Thüringer Handwerksbetriebe brauchen die Schulen und Berufsschulen als verlässliche Partner. Die mangelhafte Lehrerversorgung geht zu Lasten der Auszubildenden und damit der Qualität der beruflichen Ausbildung im Freistaat insgesamt.“

„Tag in der Praxis“ soll im Schulgesetz verankert werden

Als weiteres Thema stand die Berufsorientierung auf der Agenda des Treffens. Berufliche Bildung, so die Vertreter des THT, müsste bei der Berufsorientierung immer und an allen allgemeinbildenden Schulen – und besonders auch an Gymnasien – fester Bestandteil sein, um Jugendliche beim Übergang in eine Ausbildung zu unterstützen. Die Thüringer Landesstrategie zur beruflichen Orientierung beziehe sich jedoch ausschließlich auf allgemeinbildende Schulen. Ziel müsse es sein, die Landesstrategie mittelfristig auch für diese Klassen zu öffnen, da Abiturienten seltener in eine Ausbildung übergehen.

Bildungsminister Holter nahm die Sorgen und Wünsche des THT auf. Er kündigte an, dass alsbald möglich ein neues Berufsorientierungsprogramm an den Thüringer Schulen Einzug halten soll. Der bereits mancherorts praktizierte „Tag in der Praxis“ soll künftig zur Regel werden und die Schülerinnen und Schüler aus den achten Klassen an allen Regelschulen, Gemeinschaftsschulen und Gesamtschulen an einem Tag pro Woche mit verschiedenen Berufen in Verbindung bringen. Ein entsprechender Gesetzesvorschlag werde derzeit im Landtag diskutiert. Für einen Zeitraum von insgesamt drei Monaten werden die Schüler einmal wöchentlich in einem Betrieb mitarbeiten. Danach folgen drei weitere Monate in einem anderen Betrieb, über das ganze Schuljahr hinweg. Der THT begrüßte, dass bei diesem Projekt die Schüler im Mittelpunkt stehen und äußerte den Wunsch, dass der Tag in der Praxis auf die neunten und zehnten Klassen aller Schulformen ausgeweitet wird.

Ende der Abmilderungsverordnung für Prüfungen beschlossen

Weiterhin zeigte sich Stefan Lobenstein erfreut, dass Bildungsminister Holter auf Drängen des THT die in Thüringen vorübergehend geltende Abmilderungsverordnung für Prüfungen im kommenden Schuljahr auslaufen lassen möchte. Sie erlaubte Schülerinnen und Schülern bei Hauptschul-, Realschul-, BLF-Abschlussprüfungen (BLF=Besondere Leistungsfeststellung) bisher die Abwahl von einem der vier Kernprüfungsfächer (Mathematik, Deutsch, Fremdsprache, Naturwissenschaft). Da die meisten Schüler Mathematik oder Naturwissenschaften abwählen, beeinflusste das, so der THT, die Lernmotivation als auch die späteren Fähigkeiten der Schüler negativ.

Die Veranstaltung fand im inregia Center in Dingelstädt statt. Der innovative und moderne Veranstaltungsort umfasst eine große Ausstellung, auf der sich zahlreiche Handwerksbetriebe mit exklusiven Meisterstücken auf 2.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche der Öffentlichkeit präsentieren. Das Konzept hinter der Handwerkerausstellung ist ein durchschlagender Erfolg, der den ausstellenden Betrieben mehr Aufträge und mehr Auszubildende beschert.

Azubi-Ticket-Abonnement bis 30.04.2023 aktiv kündigen!

Die Förderung des Azubi-Tickets läuft zum 30. April 2023 aus und kann nahtlos daran anschließend durch das kostengünstigere Deutschland-Ticket (49-Euro-Ticket) ersetzt werden.

Nach heutigem Stand wird den Abonnenten des Azubi-Tickets empfohlen das Abonnement selbständig zu kündigen, um nicht ab dem 01. Mai 2023 die volle Summe von 196,97 Euro bezahlen zu müssen.

Sobald hierzu sowie zur weiteren Förderung des Azubi-Tickets offizielle Informationen vorliegen, u. a. vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, werden wir diese hier veröffentlichen.

Verbot von Öl- und Gasheizungen ist keine Lösung – Ohne Rahmenbedingungen ist kein Umstieg auf klimafreundlichere Heizungen möglich

Bereits ab 2024 sollen keine neuen Heizungen mehr verbaut werden, die mit Öl oder Gas heizen – so sieht es ein Gesetzentwurf von Wirtschaftsminister Robert Habeck vor.

Das Ziel, unsere Gebäude bis 2045 co2 neutral mit Strom und Wärme zu versorgen, ist aus Sicht des Thüringer Handwerks ein zentraler Bestandteil, um die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig eine riesige Herausforderung. Für diese Transformation müssen allerdings erst die nötigen Vorrausetzungen und Rahmenbedingungen geschaffen, betont der Präsident des Thüringer Handwerkstags e.V. (THT), Stefan Lobenstein.

„Dabei werden Wärmepumpen in der Politik als die großen Heilsbringer gesehen – wenn vorausgesetzt wird, dass die Anlagen mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Für die Heizungsbauer ist die Umstellung auf Wärmepumpen eine schwierige Aufgabe, denn die Technik ist im Einbau deutlich anspruchsvoller als eine Öl- oder Gasheizung“, weiß er.

Hinzu käme, dass bei Weitem nicht alle Gebäude für den Einsatz der Wärmepumpen geeignet sind. Gerade die Umrüstung von älteren Gebäuden ist oft nicht einfach: „Bei Neubauten kann man das gut einplanen, Altbauten benötigen aber neue Flächenheizkörper und eine bessere Dämmung. Wenn man ein Gebäude zunächst monatelang sanieren muss, ist ein Einbau aus Kosten- und Zeitgründen kaum praktikabel“, so Lobenstein weiter.

Umstellungspflicht kritisch für den Heizungsbestand

Wenn heute aufwändige Reparaturen an einer bestehenden Heizung anstehen, soll trotzdem innerhalb von drei Jahren umgestellt werden. Das ist für viele Eigentümer nicht leistbar. Das größte Problem ist aktuell ohnehin, dass es gar nicht genug Wärmepumpen auf dem Markt gibt. Es gibt Wartezeiten von bis zu einem Jahr. Verbote werden für eine noch höhere Nachfrage sorgen, die zum einen nicht in der Menge verfügbar sind, und zum anderen zu einer erheblichen Preissteigerung führen.

„Deshalb ist klar: Deutschland wird in den nächsten Jahren nicht nur von Wärmepumpen beheizt“, ist sich Lobenstein sicher. „Bei der Transformation weg von fossilen Brennstoffen sollte auch auf Hybridmodelle gesetzt werden. Eine Wärmepumpe kann auch zusätzlich zur bestehenden Öl- oder Gasheizung eingebaut werden. Die alte Heizung würde dann nur noch anspringen, wenn es wirklich kalt ist.“

Auch die geplanten Zuschüsse, Kredite und durch steuerliche Förderungen werden nicht ausreichen. Zahlreiche Hauseigentümer, besonders Rentner, junge Familien, Personen, die sich gerade erst eine neue Gas- oder Ölheizung abgeschafft haben oder generell einkommensschwache Menschen sind trotzdem finanziell nicht in der Lage, ihre Heizungen auszutauschen.

Ohne Fachkräfte keine Energiewende

Voraussetzung für den Einbau neuer Technologien und Heizungsformen und das Erreichen der ambitionierten Klimaziele bleibt darüber hinaus die Gewinnung qualifizierter Fachkräfte im Handwerk. Damit das gelingt, müssen etablierte Betriebe für die neuen Techniken qualifiziert und junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk begeistern werden.

Das Thüringer Handwerk sieht ohne ein umfangreiches staatliches Förderprogramm und praktikable, bürokratiearme Rahmenbedingungen keinen verstärkten Umstieg auf klimafreundlichere Heizungen.