Kooperationsvereinbarung zwischen
der Wehrbereichsverwaltung VII, Strausberg,
dem Zentrum für Nachwuchsgewinnung OST
und der
Handwerkskammer Erfurt
Präambel
Das Handwerk ist ein wichtiger Träger der zivilberuflichen Bildung und damit auch eine wesentliche Quelle für die Gewinnung qualifizierten Nachwuchses durch die Bundeswehr. Die Streitkräfte verpflichten in jedem Jahr Tausende junger Männer(und demnächst vermehrt auch Frauen) und bilden sie zu militärischen Fach- und Führungskräften aus.
Dabei kann sich die Bundeswehr auch auf gut ausgebildetes Personal des Handwerks stützen. Sie profitiert in vielfältiger Weise von den dort erworbenen beruflichen Qualifikationen und Kenntnissen.
Da Soldaten auf Zeit nach dem Dienstzeitende in das zivile Erwerbsleben zurückkehren, steht im Mittelpunkt aller Bemühungen das Interesse an einer individuellen beruflichen Qualifizierung mit der Gewähr einer dauerhaften Zukunftsperspektive.
Die Entwicklung des Beschäftigungssystems in der Bundesrepublik Deutschland hat in den vergangenen Jahren zu insgesamt steigenden Qualifikationsanforderungen geführt. Diese Entwicklung wird sich auch in Zukunft weiter fortsetzen. Bester Garant für eine zivilberufliche Eingliederung der ausscheidenden Zeitsoldaten ist deshalb eine fundierte berufliche Qualifizierung, welche insbesondere das Handwerk bedarfsgerecht bieten kann.
Deshalb ist das Zusammenwirken zwischen Bundeswehr und Handwerk im Bereich beruflicher Qualifizierung und Beschäftigung ein seit langem bewährter Prozeß, der stets den aktuellen Rahmenbedingungen angepaßt und weiterentwickelt wird. Daneben gilt es, laufende Kooperationen zu intensivieren, neue Modelle zu erproben und Bestehendes weiterzuentwickeln.
Aus dieser gemeinsamen Interessenlage heraus schließen die Wehrbereichsverwaltung VII, das Zentrum für Nachwuchsgewinnung OST und die Handwerkskammer Erfurt folgende Kooperationsvereinbarung
1 Zielsetzung
Die Partner dieser Vereinbarung stimmen darin überein, daß die Förderung von Ausbildung und Beschäftigung eine umfassende sozial- und gesellschaftspolitische Verpflichtung ist. Deshalb soll die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Handwerk sowohl der Entwicklung und Förderung des Handwerks in Mittel- und Nordthüringen dienen als auch dem Bedarf der Bundeswehr an qualifiziertem Nachwuchs für die Laufbahn der Zeitsoldaten entsprechen.
Ziel dieser Vereinbarung ist außerdem, einander als kompetente Ansprechpartner in Fragen der Nach-wuchsgewinnung, Aus- und Weiterbildung, Existenzgründung im Handwerk, des Fachkräftebedarfs sowie in Fragen der Berufsförderung und des Wehrersatzwesens zur Verfügung zu stehen. Durch die Bündelung von Kompetenzen soll eine Intensivierung der beruflichen Beratung und damit eine höhere Effizienz erreicht werden.
2 Umsetzung
2.1 Projekt „Kooperationszentrum Bundeswehr – Handwerk“
Im Rahmen eines Projektes „Kooperationszentrum Bundeswehr – Handwerk“ streben die Beteiligten durch gemeinsame Aktivitäten an:
Die bestehenden Kontakte zwischen der Bundeswehr und der Handwerkskammer Erfurt zu intensivieren und regelmäßigen Erfahrungs- und Informationsaustausch durchzuführen mit dem Ziel
- die Information und Beratung der Soldaten auf Zeit über berufliche Qualifikationen,
Eingliederungsmöglichkeiten und Existenzgründungen im Handwerk zu intensivieren, - Auszubildende im Berufsbildungzentrum (BBZ) der Handwerkskammer Erfurt über
Tätigkeiten und Verwendungsmöglichkeiten als Soldat auf Zeit zu informieren und auf Möglichkeiten einer beruflichen Qualifizierung im Handwerk hinzuweisen, - Möglichkeiten der zivilberuflichen Ausbildung vor dem Wehrdienst nach dem Ausbildungsmodell „Schaumburg“ darzustellen und zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten in Handwerksbetrieben bei der Vergabe entsprechender Plätze an Bewerber zu erschließen.
Kontakte mit Betriebsinhabern, die Nachfolger oder Mitarbeiter für ihr Unternehmen suchen
zu fördern und zu pflegen (Stellenbörse BFD/BA),
Soldaten auf Zeit im Rahmen des Projektes „Ausbildungs-Coaching“ bei der Suche
nach geeigneten Praktikantenplätzen in Betrieben des Handwerks zu unterstützen, soweit
die Handwerkskammer Erfurt mit der Durchführung der theoretischen Maßnahme beauftragt
ist.
Zu den o. g. Punkten stellt die Handwerkskammer Erfurt ihr BBZ zur Verfügung.
2.2 Zusammenarbeit im Bereich beruflicher Aus- und Fortbildung
Die Beteiligten richten eine Koordinierungsgruppe Bundeswehr – Handwerk, bestehend aus Vertretern des Kreiswehrersatzamtes Erfurt – Berufsförderungsdienst -, dem Zentrum für Nachwuchsge-winnung OST und der Handwerkskammer Erfurt mit dem Ziel ein:
- Informationsveranstaltungen (Berufsorientierung) in dem BBZ der Handwerkskammer zur Lage auf dem Arbeitsmarkt, zu Entwicklungstendenzen im Handwerk und in der Bundeswehr durchzuführen,
- Aus- und Weiterbildungsangebote der Handwerkskammer Erfurt sowie Existenzgründerseminare für Soldaten auf Zeit anzubieten,
- den Informationsfluss zwischen Handwerkskammer und Soldaten auf Zeit über Qualifizierungsmöglichkeiten im Handwerk zu verbessern,
- Ausbildungsplätze im Rahmen aktueller Projekte ( Schaumbuger Modell etc.) zu schaffen.
3 Schritte der weiteren Zusammenarbeit
3.1 Mindestens halbjährlich findet eine Tagung der Koordinierungsgruppe statt, die vor allem der
Ergebnisanalyse der bisherigen Zusammenarbeit, dem Informations- und Erfahrungsaustausch
und der Festlegung neuer Arbeitsschwerpunkte dient. Bei Bedarf werden hierzu die Komman-
deure der Truppenteile eingeladen.
3.2 Vorgesehen sind kontinuierliche Kontaktgespräche mit den Kommandeuren der Truppenteile des Betreuungsbereiches und eine fortwährende Informationstätigkeit.
3.3 Die Handwerkskammer Erfurt ermöglicht in ihrem BBZ nach vorheriger Absprache die Beratung und Information interessierter Auszubildender über Tätigkeiten, Verwendungs- und Ausbildungsmöglichkeiten als Soldat auf Zeit bei der Bundeswehr durch das Zentrum für Nachwuchsgewinnung OST.
3.4 Der Berufsförderungsdienst Erfurt und das Zentrum für Nachwuchsgewinnung OST nehmen an den von der Handwerkskammer Erfurt durchgeführten „Tagen der offenen Tür“ bzw. Berufs- ausbildungsmessen mit Informationsständen teil. Die Truppe wird – wo immer möglich – interessierte Soldaten beim Besuch dieser Veranstaltungen unterstützen.
3.5 Die Handwerkskammer Erfurt initiiert bzw. fördert Kontakte zu mittelständischen Unternehmen/Betriebsinhabern zur Akquisition von Praktikantenplätzen für das Projekt Ausbildungs-Coaching, soweit sie mit der Durchführung der theoretischen Maßnahme beauftragt ist.
3.6 Über Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Rahmenvertrag „Innovation, Investition und Wirtschaftlichkeit in der Bundeswehr“ vom 15. Dezember 1999 sowie Pilotprojekte für zukünftige Zusammenarbeitsmöglichkeiten von Bundeswehr, Wirtschaft und Handwerk wird zu einem späteren Zeitpunkt zwischen den Beteiligten beraten.
3.7 Die Handwerkskammer Erfurt unterstützt den Berufsförderungsdienst an den Truppenstandorten mit Informationen, Beratungen und Fachvorträgen zu Möglichkeiten der Qualifizierung von Soldaten im Handwerk.
3.8 Der Berufsförderungsdienst Erfurt wählt im IV. Quartal – nach Entlassungsdaten getrennt – Soldaten auf Zeit nach Standort, Vorbildung, Berufsabschluß sowie Eingliederungsziel aus. Auf der Grundlage des hieraus ermittelten Aus- und Weiterbildungsbedarfs erarbeitet die Handswerkskammer Erfurt am Fachkräftebedarf orientierte Bildungsangebote mit integrierten Betriebspraktika, die zu einer wesentlichen Verbesserung der Eingliederungschancen von Zeitsoldaten beitragen
sollen.
3.9 Zwischen der Handwerkskammer Erfurt und den Beratern des Berufsförderungsdienstes Erfurt werden halbjährlich gemeinsame Veranstaltungen zum Zwecke des gegenseitigen Informations- und Erfahrungsaustausches organisiert.