Neuer Vorstand gewählt – Handwerk mahnt Umsetzung politischer Zusagen an

Der neue Vorstand des Thüringer Handwerkstags e.V. (v.l.n.r.): Mike Kämmer (Präsident der Handwerkskammer Südthüringen), Wolfgang Jacob (Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen), Torsten Juch (Vizepräsident des THT), Stefan Lobenstein (Präsident des THT), Jan Heinemann (Obermeister des Landesinnungsverbands des Maler- und Lackiererhandwerks Thüringen), René Bauer (Innungsobermeister der Textilreiniger-Innung des Landes Thüringen) mit THT-Geschäftsführer Thomas Malcherek.

Erfurt/Gera – Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Thüringer Handwerkstags e.V. (THT) am 22. April in der Bildungsstätte der Handwerkskammer für Ostthüringen in Gera wurde nicht nur ein neuer Vorstand gewählt. Die Veranstaltung markierte auch einen wichtigen politischen Dialog mit dem neuen Ministerpräsidenten Mario Voigt – mit klaren Botschaften aus dem Handwerk.

Stefan Lobenstein wurde einstimmig als Präsident des Thüringer Handwerkstags bestätigt. An seine Seite wurde Torsten Juch als neuer Vizepräsident gewählt, er gehörte bislang dem THT-Vorstand an. Neu in das Gremium gewählt wurden René  Bauer (Obermeister Textilreiniger-Innung des Landes Thüringen) und Jan Heinemann (Obermeister des Landesinnungsverbandes des Maler- und Lackiererhandwerks Thüringen). Im Amt bestätigt wurden Mike Kämmer, Präsident der Handwerkskammer Südthüringen, und Wolfgang Jacob, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen. Mit großem Dank für ihr langjähriges Engagement wurden Patrick Taubald und Max-Jürgen Scharff aus dem Vorstand verabschiedet.

10-Punkte-Programm als Handlungsauftrag an die Politik
Zentrales Ergebnis der Versammlung war die Verabschiedung eines 10-Punkte-Programms, das den politischen Entscheidern übergeben wurde – mit klaren Forderungen nach Bürokratieabbau, Steuer- und Energiekostenentlastung, einer modernen Berufsausbildung und gezielter Fachkräftegewinnung. „Unsere Betriebe brauchen nicht noch mehr Vorschriften, sondern weniger Hürden und mehr Freiräume“, forderte Lobenstein in seiner Grundsatzrede. Insbesondere kleine und mittlere Handwerksbetriebe litten unter immer neuen Nachweispflichten, langwierigen Genehmigungsverfahren und unübersichtlichen Förderrichtlinien.

Fokus auf Fachkräftesicherung und Praktikumsprämie
Ein besonders dringliches Anliegen des Thüringer Handwerks ist die Weiterführung der 2024 gestarteten Praktikumsprämie. Aus Sicht des THT ist dies ein wirkungsvolles Instrument, um Jugendliche für handwerkliche Berufe zu begeistern. „Wir brauchen direkte Erfahrungen – am besten im Betrieb. Die Praktikumsprämie zeigt jungen Menschen und ihren Eltern, dass praktische Orientierung wertgeschätzt wird“, betont Lobenstein.

Nachfolge sichern, Investitionen ermöglichen
Auch die Themen Meistergründungsförderung und Unternehmensnachfolge wurden intensiv diskutiert. Die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe ist angespannt – zugleich stehen tausende Handwerksbetriebe in den kommenden Jahren zur Übergabe an. Der THT fordert gezielte Anreize und einfach zugängliche Beratungsangebote, um Existenzgründungen und Unternehmensnachfolgen zu erleichtern. Lobenstein: „Jeder Euro, der hier investiert wird, sichert nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die Versorgungssicherheit im Land.“

Appell an Ministerpräsident Voigt: Politik muss liefern
Im Dialog mit Ministerpräsident Mario Voigt appellierte das Thüringer Handwerk an die Landesregierung, nun die im Wahlkampf gemachten Zusagen umzusetzen: „Das Handwerk hat geliefert – jetzt ist die Politik am Zug. Wir erwarten klare Entscheidungen, ein Ende des Stillstands und die Umsetzung der zugesagten Maßnahmen. Thüringen braucht ein handlungsfähiges und handwerksfreundliches Klima, wenn wir wirtschaftlich stark bleiben wollen“, so Lobenstein.

Ministerpräsident Voigt zeigte sich in der Gesprächsrunde offen für eine enge Zusammenarbeit mit dem Handwerk. Er stellte eine stärkere Berücksichtigung des Handwerks im geplanten Doppelhaushalt 2026/2027 in Aussicht und hob die Bedeutung planungssicherer Rahmenbedingungen für den Mittelstand hervor. Oberste Priorität habe für ihn derzeit der Bürokratieabbau. Auch der Forderung des Handwerks, die Praktikumsprämie in diesem Jahr fortzusetzen, werde er nachgehen, versicherte der Ministerpräsident mündlich.

Thüringer Handwerk als verlässlicher Partner
Mit rund 29.400 Betrieben und 147.000 Beschäftigten ist das Handwerk einer der größten Arbeitgeber in Thüringen. „Wir gestalten Heimat, sichern Versorgung und schaffen Perspektiven – das Handwerk ist ein unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft“, so Lobenstein abschließend. Der Thüringer Handwerkstag bekräftigte seine Bereitschaft zum weiteren Dialog mit der Landespolitik – verbunden mit der Erwartung, dass dieser auch zu konkretem politischen Handeln führt.