Thüringer Handwerkstag kritisiert SPD-Boykott

Pressemitteilung
Erfurt, den 7. November 2003

Thüringer Handwerkstag kritisiert SPD-Boykott

Zum guten Ton in der Politik gehört für den Thüringer Handwerkstag die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Standpunkten. Offensichtlich ist dazu die Thüringer SPD nicht mehr bereit. Kaum anders ist es zu verstehen, dass zur gestrigen Mitgliederversammlung des Thüringer Handwerkstages kein einziger Vertreter der SPD anwesend war, nicht aus der Parteispitze, nicht aus der Landtagsfraktion.

Der Geschäftsführer des Thüringer Handwerkstages, Dr. Dieter Artymiak zu dieser Tatsache: „Das Handwerk stellt fast 40 Prozent aller Thüringer Betriebe. Im Handwerk sind fast 20 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigt, und über 30 Prozent aller Lehrlinge absolvieren ihre Ausbildung im Handwerk. Damit sind wir eine wichtige wirtschaftliche Gruppe im Land. Auch wenn die Ansichten über notwendige politische Entscheidungen auseinandergehen, sollte man sich die Argumente doch zumindest anhören und darüber diskutieren. Es ist für mich äußerst bedenklich, dass sich die SPD mit dem gestrigen Boykott unserer Mitgliederversammlung offensichtlich von der Bereitschaft zur Diskussion verabschiedet hat.“ 11 der 17 Landtagsabgeordneten der SPD hatten noch nicht einmal eine Absage geschickt.

Während der Geschäftsführer mit Verlauf und inhaltlichen Aspekten dieser Großveranstaltung des Thüringer Handwerks sehr zufrieden war, konnte ihn die Resonanz aus den eigenen wie aus den politischen Reihen jedoch nicht zufrieden stellen. Erstmals fehlten sämtliche Landesminister. Sie schickten aber zumindest Absagen an den THT.

Brief an CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel

Für das deutsche Handwerk geht es in diesen Tagen um sehr viel. Am 13. November werden im Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag letztmals das Gesetz für Förderung von Kleinunternehmen auf der Tagesordnung stehen.

Der Thüringer Handwerkstag hat in diesem Zusammenhang einen Appell an die CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel gerichtet, im direkten Gespräch mit dem Bundeskanzler doch noch einen tragfähigen Kompromiss in Sachen „Reform des Handwerks“ zu finden. Ziel müsse sein, das Handwerk auf eine zukunftsfähige Basis zu stellen. Die jetzigen Regierungspläne bewirkten das Gegenteil; die Zerstörung eines erfolgreichen Wirtschaftsbereiches.

„Die Einführung des Gesetzes würde den Ordnungsrahmen des Handwerks und die Struktur handwerklicher Tätigkeiten völlig zerstören, weil eine Atomisierung der den einzelnen Handwerken zugeordneten Einzeltätigkeiten die Folge wäre. Die damit verbundene Aushöhlung der Handwerksberufe würde auch der Berufsausbildung im Handwerk praktisch den Boden entziehen. Die handwerkliche Berufswelt wäre nicht mehr von der Fachkompetenz der Meister und Gesellen, sondern von „Job-Hopper`n“ bestimmt,“ schreibt Rolf Ostermann, Präsident des Thüringer Handwerkstages.